Schützen hungrige Flugpassagiere an Bord das Klima? Zugespitzt ist es diese Frage, die gerade das Pilotenportal "PYOK" quält, seitdem British Airways ein wenig im Cateringbereich experimentiert. Die Airline plant laut dem Portal, das Essen zu rationieren und auf einigen Flügen nicht mehr Mahlzeiten für alle Passagiere mitzunehmen, um die Ziele der Abfallreduzierung zu erreichen. Weniger Essensmüll bedeutet zudem reduziertes Gewicht und damit Einsparungen beim Sprit, wodurch wiederum eine bessere CO2-Bilanz erreicht werden soll. Legitimer Hintergedanken vieler Airlines: So mancher Fluggast schläft bei einem Nachtflug ohnehin lieber und will gar nicht zum Essen geweckt werden.

Ein Bordmenü der Lufthansa
Ein typisches Bordmenü, in diesem Fall aus der Touristenklasse der Lufthansa.
imago images / Rüdiger Wölk

Insider der Fluggesellschaft befürchten laut "PYOK" nun, dass einige Passagiere einfach nur hungrig am Ziel ankommen. In den kommenden Wochen will British Airways diese Theorie auf die Probe stellen, indem sie auf bestimmten Flügen am späten Abend und am frühen Morgen nicht mehr genügend Mahlzeiten für alle Passagiere mitnimmt. Das Problem besteht nämlich auch darin, dass frische Lebensmittel, die auf internationalen Flügen serviert werden, vernichtet werden müssen, um die strengen Gesundheitsvorschriften zu erfüllen. In der Praxis muss der überwiegende Teil der nicht verwendeten Verpflegung, einschließlich der Verpackungen und sogar ungeöffneter Wasserflaschen, verbrannt werden. Da es den Fluggesellschaften untersagt ist, unerwünschte Mahlzeiten zu recyceln oder wiederzuverwenden, ist das Vorgehen von British Airways zumindest ein Versuch, Lebensmittelverschwendung einzudämmen. Aber ist es auch aktiver Klimaschutz?

Eineinhalb Kilo Müll pro Passagier

Was die Gesamtmengen an Lebensmittelmüll betrifft, fällt das im Wortsinn durchaus ins Gewicht: Dem internationalen Luftfahrtverband IATA zufolge hinterlässt jeder Passagier im Schnitt 1,43 Kilo Abfall pro Flug in der Kabine. Der jährliche Airlinemüll würde bei hohen Passagierzahlen wie 2019 rund 11.700 olympische Schwimmbecken (50 mal 25 Meter) füllen, ein Viertel des Mülls (23 Prozent) sind Essensreste. Die Treibstoffeinsparungen durch das reduzierte Gewicht weggelassener Bordverpflegung ist also zumindest ein wahrnehmbarer Faktor.

British Airways ist laut den Branchenportal "Business Traveller" nicht die erste Fluggesellschaft, die mehr über die Lebensmittelverschwendung an Bord herausfinden will. Japan Airlines gehört zu den Vorreitern und rief bereits im Herbst 2022 Gäste dazu auf, das Bordmenü ausfallen zu lassen. Umschrieben wurde diese Bitte mit dem Motto "Ethical Choice Meal Skip Option". Versprochen wurde im Gegenzug für die gute Tat, Teile der Einsparungen an das internationale Ernährungsprogramm Table for Two zu spenden. Neben Verzicht gehört bereits seit längerem die Vorbestellung von Mahlzeiten zu jenen Maßnahmen, die ebenfalls Verschwendung verhindern können.

Was Flüge innerhalb Europas betrifft, so sind die Strecken selten länger als vier Stunden. Vor allem von den Billigfliegern haben die Mitbewerber aber längst gelernt, dass jeder Service und jede Mahlzeit zusätzliche Einnahmen bedeuten kann. Auf Kurzstrecken bekommen Fluggäste der preiswerten Sitzklassen inzwischen auch Snacks selten gratis, warmes Essen auf längeren Strecken ist nicht nicht mehr überall kostenlos. Wer also billig fliegt, isst teurer – oder gar nichts. Dafür landet zumindest weniger Essen im Müll. (saum, 1.9.2023)