Für Gustav Klimts "Dame mit Fächer" erteilte Sotheby‘s mit 85,3 Millionen Pfund (99,57 Mio. Euro) den höchsten Zuschlag im ersten Halbjahr in London.
Haydon Perrior / Sotheby's

Hinter den Kulissen steuert das Wetteifern um Ware für die wichtigen Auktionstermine im zweiten Halbjahr derzeit auf einen Höhepunkt zu. Das ist in Wien nicht anders als in München, Köln, London, New York oder Hongkong. Für letzteren Standort entschied Sotheby’s ein wichtiges Match gegen Christie’s und Phillips für sich: Der chinesische Milliardär Liu Yiquian und seine Frau Wang Wei, Gründer des Long-Museums in Schanghai, lassen einige Werke aus ihrer Sammlung versteigern.

Laut Artnet soll es um eine Tranche moderner, Nachkriegs- und zeitgenössischer Kunst im Wert von etwa 150 Millionen Dollar gehen. Auf Nachfrage bestätigt Sotheby’s eine Gruppe von rund 50 Kunstwerken, darunter solche von Yayoi Kusama, Zao Wou-ki, David Hockney, René Magritte oder Amedeo Modigliani. Im Falle Modiglianis dürfte es sich um das Bildnis Paulette Jourdain (1919) handeln, für das Sotheby’s 2015 42,8 Millionen Dollar erzielte.

Nachlass einer Sammlerin

Offen scheint derzeit noch der Kampf um den Nachlass von Emily Fisher Landau, der bekannten US-amerikanischen Kunstsammlerin, die im März im Alter von 102 Jahren verstarb. Als Treuhänderin des New Yorker Whitney Museum of American Art hatte sie der Institution 2010 geschenkweise 367 Kunstwerke im Wert von etwa 75 Millionen Dollar überlassen.

Die in ihrem Besitz verbliebene Sammlung könnte laut Artnews bis zu 500 Millionen Dollar einspielen. Neben Werken von Piet Mondrian oder Willem de Kooning gehört mit Femme à la montre (1932) auch ein Hauptwerk von Picasso dazu. 2021 erzielte seine Femme assise près d’une fenêtre (Marie-Thérèse) aus dem gleichen Jahr bei Christie’s stolze 103,4 Millionen Dollar. Ob ein solcher Preis in den nächsten Monaten erzielbar ist, wird sich weisen.

Mehr als 30 Prozent weniger Umsatz

Denn nach Jahren des Wachstums befindet sich der internationale Kunstmarkt derzeit im Abschwung. Nicht nur, aber auch weil sich ehedem durch billiges Geld begünstigte Transaktionen in den letzten Monaten aufgrund steigender Zinssätze reduzierten. Laut dem jüngst veröffentlichten Artnet-"Intelligence Report" verzeichneten die drei großen Player Sotheby’s, Christie’s und Phillips im ersten Halbjahr einen Umsatzrückgang um 22,7 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Weltweit lag der Rückgang bei 14 Prozent.

Die Märkte in Europa dürften davon stärker betroffen sein, wie zwei Detailanalysen von Artprice zeigen. In Frankreich lagen die Einbußen – anders als in Großbritannien mit 35 Prozent – demnach in einer Größenordnung von insgesamt 39 Prozent: Im Detail sank der Umsatz bei Artcurial, dem führenden französischen Auktionshaus, überhaupt um satte 68 Prozent, bei Sotheby’s um 39,8 Prozent und bei Christie’s um 38 Prozent. (Olga Kronsteiner, 2.9.2023)