Heidi Goëss-Horten bei der Verleihung des Landesordens in Gold in Klagenfurt mit Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ, rechts) anno 2019.
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Worüber seit Wochen geraunt wurde und was als STANDARD-Anfrage im Juli noch unbeantwortet geblieben war, ist nun Gewissheit: Christie's sagt die für November in Genf anberaumte Versteigerung des zweiten Teils der Juwelensammlung Heidi Hortens ab, wie das Auktionshaus in einem Statement bestätigt. Es ist ein für die Branche ungewöhnlicher Schritt, mit dem das Unternehmen wohl weiteren Reputationsverlust und damit verbundenen wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden hofft.

Wie berichtet, hatte der unter dem Titel "The World of Heidi Horten" vermarktete Abverkauf des erste Teils der wertvollen Juwelensammlung der im vergangenen Jahr verstorbenen Milliardärin im Mai heftige und anhaltende Kritik hervorgerufen. Konkret, weil Christie's die Verbindung zum Vermögensaufbau des Kaufhauskönigs Helmut Horten in der NS-Zeit anfänglich nicht offenlegte. Zu diesem wurde im Jänner 2022 ein von seiner Witwe beauftragtes Gutachten veröffentlicht.

Inszenierung als Mäzenin

Die 2020 von Heidi Horten gegründete HGH-Vermögen-Stiftung mit Sitz in Vaduz plante mit dem Erlös diverse "philanthropische Projekte", darunter auch das Privatmuseum in Wien, zu finanzieren. Der offizielle Umsatz der Versteigerung im Mai belief sich auf 186 Millionen Euro (202 Millionen Dollar), wie viel davon an die Stiftung floss, ist nicht bekannt.

Die seit Jahren aus dem Umfeld Hortens orchestrierte Inszenierung als Mäzenin sollte damit wohl einen krönenden Abschluss finden. Es kam anders. Denn bereits im Vorfeld der ersten Auktion hatten jüdische Organisationen wie die US-amerikanische Holocaust Survivors' Foundation (HSF) einen Verkaufsstopp gefordert. Der Dachverband der jüdischen Organisationen in Frankreich bezeichnete die Versteigerungen schlicht als "unanständig", zumal die Erlöse an eine Stiftung gingen, "deren Aufgabe es ist, den Namen eines ehemaligen Nazis für die Nachwelt zu bewahren".

Kritik riss nicht ab

Die Kritik riss auch dann nicht ab, als Christie's nennenswerte Spenden für die Holocaust-Forschung ankündigte. Teils lehnten zu diesem Zweck kontaktierte prominente Organisationen entsprechende Angebote rundheraus ab, darunter Israels offizielle Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem oder auch die Jewish Claims Conference in New York.

Die Absage der zweiten Horten-Auktion von Christie's wird von Kritikern begrüßt. In einem Bericht von "Artnet News" bezeichnet die HSF diesen Schritt als "wichtigen Sieg für die jüdische Gemeinschaft weltweit". Auch weil sie "ein wichtiges Signal an alle Auktionshäuser über die Konsequenzen des Verkaufs verdorbener Waren" sende, wie HSF-Präsident David Schaecter betonte.

Wie Heidi Hortens Stiftung, die dem Vernehmen nach auch Mobiliar, Kunsthandwerk und Handtaschen aus dem Nachlass versteigern lassen wollte, zu der Absage von Christie's steht, war vorerst nicht in Erfahrung zu bringen. Nur so viel war einem Sprecher der Verlassenschaft zu entlocken: "Es handelt sich um eine Stiftung, die aus rein privaten Mitteln gespeist wird. Wir bitten daher um Verständnis, dass wir dazu keine Stellungnahme abgeben." (Olga Kronsteiner, 1.9.2023)