Adam Driver sieht nicht aus wie jemand, der in Hollywood Erfolg hat. Sein Kopf ist zu groß, er hat eine markante Nase, und sein Gesicht ist übersät mit Muttermalen. "Sie werden jemand Gutaussehenden nehmen, für mich besteht nicht die Gefahr, jemals eine Hauptrolle zu kriegen", dachte er sich, als er 2010 für Lena Dunhams "Girls" vorsprach. Die Figur in der HBO-Serie, die Driver selbst als eine Mischung aus "Dichter, Nashorn und Neandertaler" beschreibt, wurde sein Durchbruch und er zum Sexsymbol der Hipster, gerade weil er vom klassischen Schönheitsideal abweicht.

Der Schauspieler Adam Driver
Adam Driver spielt Enzo Ferrari und unterstützt am Lido den Hollywoodstreik.
AFP/Gabriel Bouys

Als prototypischen New Yorker Künstlertypen, gut situiert und total selbstreflektiert, casteten ihn fortan die Koryphäen des Indiefilms. Eine Rolle fern seiner bisherigen Biografie: Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hatte er sich den US-Marines angeschlossen, schied verletzungsbedingt aber nach zwei Jahren wieder aus und studierte dann Schauspiel.

Vom Programmkino zum Hollywoodstar

Noah Baumbach besetzte ihn neben der heutigen "Barbie"-Regisseurin Greta Gerwig in "Frances Ha", als gescheiterten Musiker sah man ihn bei den Coen-Brüdern in "Inside Llewyn Davis", und auch beim König des Independent Kinos, Jim Jarmusch, zählte er oft zum Ensemble.

Parallel dazu begann die Karriere auch bei den großen Hollywoodstudios. 2015 steckte Adam Driver unter der Maske von Darth Vaders Enkelsohn Kylo Ren in der lange erwarteten und beim Gros der Fans durchgefallenen Sequel-Trilogie von "Star Wars". 2019 heimste er für seine Rolle in Spike Lees Ku-Klux-Klan-Komödie "BlacKkKlansman" zum ersten Mal eine Oscarnominierung ein.

Solidarität auf Italienisch

Dass er den italienischen Akzent in Ridley Scotts Familiendrama "House of Gucci" (2021 an der Seite von Lady Gaga) schon perfektioniert hat, kam ihm jetzt als Enzo Ferrari in Michael Manns Rennfahrer-Biopic zugute. "Ferrari" feierte dieser Tage bei den Filmfestspielen in Venedig Premiere. Trotz Anzügen, Adrenalin, hohen Budgets und Starbesetzung wird "Ferrari" von der unabhängigen Produktionsfirma Neon vertrieben – nur deswegen ist Adam Driver trotz der Streiks in Hollywood überhaupt am Lido.

In Venedig ist Driver (39) einer der prominentesten Unterstützer der Proteste und solidarisiert sich mit seinen Kolleginnen und Kollegen. "Warum können unabhängige Filmfirmen die Forderungen der Gewerkschaft erfüllen, aber große Unternehmen wie Netflix und Amazon nicht?", fragt er bei der Pressekonferenz die Filmbranche. (Jakob Thaller, 1.9.2023)