Frau wird beim Arzt mittels Antigentest untersucht 
Kostenlos getestet wird künftig nur noch in Ordinationen, wenn es der Arzt oder die Ärztin für nötig erachtet.
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Ein Rundruf bei Corona-Experten und Virologinnen zeigt rasch: Die Stimmung ist entspannt, Corona im Regelbetrieb angekommen und der angepasste Impfstoff auf dem Weg. Die wichtigsten Fragen im Überblick.

Frage: Wie ist die Situation aktuell?

Antwort: Die Infektionszahlen steigen, im Abwassermonitoring der Stadt Wien sieht man bereits den Beginn einer Herbstwelle. "Die wird aber auch in Kombination mit dem RS-Virus und Influenza nicht dramatisch sein", beruhigt die Virologin Dorothee von Laer.

Im Moment ist EG.5.1, auch bekannt als Eris, dabei, zur dominierenden Variante zu werden. "Sie breitet sich langsam, aber stetig aus", berichtet der Molekularbiologe Ulrich Elling. "Man muss allerdings davon ausgehen, dass die Welle mit Schulstart Fahrt aufnimmt." Das liege nicht nur an Eris, sondern auch daran, dass die Immunität in der Bevölkerung abgenommen habe, erklärt Elling: "Im Gegensatz zum Vorjahr hatten wir heuer keine Sommerwelle, die Immunität aufgebaut hat." Trotzdem rechnet von Laer mit einem "relativ normalen Erkältungswinter, nur mit einer zusätzlichen Viruserkrankung".

Frage: Wann kommt der angepasste Impfstoff?

Antwort: Noch diese Woche soll die erste Lieferung in Österreich ankommen. Wenige Tage später, also voraussichtlich nächste Woche, soll der Impfstoff in allen Bundesländern bereitstehen.

Frage: Wann sollte man sich impfen lassen?

Antwort: "So bald wie möglich", sagt Virologin von Laer. Man sollte die durch Impfungen und/oder Infektion aufgebaute Immunität mit dem angepassten Vakzin auffrischen. Anders als bisher empfiehlt das Impfgremium ab Herbst nur noch eine Impfung für alle ab zwölf, DER STANDARD berichtete hier. Das würde die Immunität der Bevölkerung ermöglichen, nahezu alle hatten mittlerweile durch Impfung und/oder Infektion Viruskontakt.

Mit welchem der zugelassenen Impfstoffe man sich schützt, spiele laut von Laer keine Rolle, sie seien gleichwertig: "Am besten erledigt man das direkt in Kombination mit der Grippeimpfung, dann ist man nur wenige Tage später gut vor dem Erkältungswinter geschützt."

Frage: Wo kann man sich impfen lassen?

Antwort: Das ist je nach Bundesland unterschiedlich. Manche würden Impfungen an öffentlichen Stellen anbieten, anderswo wird ausschließlich im niedergelassenen Bereich geimpft, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. In Wien wird es keine Impfzentren mehr geben. Die Impfung bleibt kostenlos.

Frage: Wie sieht es mit den Tests aus?

Antwort: Es wird keine Testzentren mehr geben. Auf eigene Faust testen ist nur noch kostenpflichtig am privaten Markt möglich. Kostenlos getestet wird nur noch von Hausärztinnen und Hausärzten bei Verdacht auf Infektion. Das heißt: Bei Symptomen geht man in die Ordination einer niedergelassenen Ärztin bzw. eines niedergelassenen Arztes. Dort wird entschieden, ob getestet wird. Die Ärztin oder der Arzt kann auch sagen, dass für die Diagnose kein Test relevant ist. Kurz: Nur weil ich einen Test haben will, bekomme ich diesen nicht automatisch.

Wenn getestet wird, dann mittels Antigentest – einfach, weil das die schnellere Variante ist, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Ist der Test positiv, wird abgeklärt, ob Medikamente wie Paxlovid infrage kommen. Jeder fünfte positive Antigentest wird auch mittels PCR-Test-Verfahren von der Ages ausgewertet und dort für die Sequenzierung und das Variantenmonitoring verwendet.

Frage: Wie wird sich das Infektionsgeschehen entwickeln?

Antwort: Eine Variante beobachten Fachleute im Moment gespannt: Pirola könnte – wie damals Omikron – ein neuer Serotyp sein, der den Immunschutz umgeht. In der Schweiz wurde Pirola bereits im Abwasser nachgewiesen, in Österreich bisher nicht, aber "es ist nur eine Frage der Zeit", ist Elling sicher.

Omikron unterschied sich vom Wildtyp in gut 30 Mutationen am Spike-Protein. Pirola unterscheidet sich um weitere 34 Mutationen von Omikron. "Die T-Zellen erkennen das Virus aber trotzdem. Das heißt, man wäre weiter gut vor schwerer Erkrankung geschützt", sagt von Laer.

Die WHO hat Pirola als "Variante unter Beobachtung" eingestuft. Denn als die neue Variante erst in Israel und wenig später in Dänemark auftauchte, erinnerte vieles an den Beginn von Omikron. "Wir hatten schon Angst, dass es wieder zu einer explosiven Welle kommt", berichtet Elling. Bisher breitet sich Pirola glücklicherweise allerdings nur langsam aus. "Aber Delta war anfangs auch noch langsam, und der saisonale Effekt vom Herbst kommt erst noch", betont Elling.

Woher die neue Variante kommt, weiß man nicht. "Es muss ein Superspreader-Land geben. Es wäre spannend zu wissen, wie die Lage dort in den Krankenhäusern ist", sagt Elling. Solange Pirola kursiere, bestehe die Gefahr, dass es sich mit anderen Varianten rekombiniert und künftig nicht nur den Immunschutz umgeht, sondern auch infektiöser wird. Kurzum: Wie sich das Infektionsgeschehen entwickeln wird, ist nur schwierig abzuschätzen. Was die neue Variante jedenfalls gelehrt hat: "Dem Virus sind die Ideen zu neuen Mutationen nicht ausgegangen. Es sind immer noch große evolutionäre Sprünge möglich", sagt Elling. (Magdalena Pötsch, 5.9.2023)