Germanist Murray G. Hall
Murray G. Hall verstarb nach kurzer Krankheit im Alter von 76 Jahren.
Hall

Wien - Der 1947 in Winnipeg, Kanada, geborene Germanist Murray G. Hall, ein großer Kenner des österreichischen Verlagswesens, ist gestern, Montag, nach kurzer Krankheit 76-jährig in Wien gestorben. Das gab der Zsolnay Verlag heute bekannt. Hall war außerordentlicher Professor der Universität Wien und gab u.a. das Werk und eine Biografie von Hugo Bettauer heraus. Seine 1985 erschienene zweibändige Österreichische Verlagsgeschichte der Jahre 1918 bis 1938 gilt als Standardwerk.

Hall studierte in Kanada, Freiburg im Breisgau und Wien und dissertierte 1975 über Robert Musil. Sein Forschungs- und Publikationsschwerpunkt war das Verlagswesen und die Buchhandelsgeschichte. Seit ihrer Gründung 1999 war er Herausgeber und Redakteur der Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich. Während seiner Zeit als Hochschullehrer betreute er an die 300 Dissertationen, Diplom- und Masterarbeiten. 2013 wurde Professor Hall vom Verband der Antiquare Österreichs zum "Patron of Honour" gewählt, 2018 mit dem Preis der Stadt Wien für Publizistik ausgezeichnet. Viele Jahre arbeitete er zudem als Redakteur, Sprecher und Programmgestalter beim Auslandsdienst des ORF auf Kurzwelle.

Für den Paul Zsolnay Verlag arbeitete er die Geschichte des Verlags von der Gründung 1923/24 bis zur Rückkehr von Paul Zsolnay aus dem englischen Exil im Jahr 1946 auf und arbeitete gemeinsam mit Georg Renöckl bis zuletzt an der zum 100-jährigen Gründungsjubiläum des Verlags im Frühjahr 2024 geplanten Fortschreibung. "Es gab nichts, was Murray nicht wusste über unseren Verlag", wurde Verlagsleiter Herbert Ohrlinger in einer Aussendung zitiert. "Er war der gewissenhafte Chronist, der sowohl den kometenhaften Aufstieg nachzeichnete, als auch die zahlreichen Krisen benannte, die folgten. Dass er dafür von ehemals Verantwortlichen nicht nach Kräften gefördert, sondern sogar massiv behindert worden ist, hat ihn getroffen. Wie nah, wie eng verbunden er dem Verlag dennoch war, konnte ich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten erleben. Ich bin sehr traurig, dass er das Jubiläum des Zsolnay Verlags, der auch ein bißchen sein Verlag war, nicht mehr mit uns feiern wird." (APA, 5.9.2023)