Riccardo Chailly
Dirigent Riccardo Chailly ist seit 2015 Musikdirektor der Mailänder Scala.
IMAGO/NurPhoto

Wien – Saisonstart! Im Konzerthaus wurlt es wieder. Helene Fischer singt und turnt zwar in der Stadthalle, aber Alphaville und Element of Crime gastieren bald am Heumarkt. Und gleich diesen Mittwoch: Anna Netrebko! Im Dezember wird die umstrittene Starsopranistin dann die Saisoneröffnung der Mailänder Scala bestreiten, als Elisabetta in Verdis Don Carlo.

Orchester, Chor und Direktor des Teatro alla Scala wiederum waren am Montag zur Eröffnung der 111. Saison des Konzerthauses angereist und ließen es mit Pauken und Aida-Trompeten ordentlich krachen. Unter der Leitung von Riccardo Chailly wurde in Regimentsstärke dem Hausheiligen der Scala gehuldigt, Giuseppe Verdi.

Schwerthiebe und edles Blech

Militärkapellenstraff dessen Nabucco-Ouvertüre: eine Lesart mit wenig Chailly und viel Verdi-Tradition. Der Gefangenenchor: anfangs behutsam, licht und warm, bald etwas manieriert. Drastische Licht-Schatten-Effekte beim Gerusalem-Chor aus I Lombardi: die Fortissimo-Rufe des Chors (Einstudierung: Alberto Malazzi) wie Schwerthiebe. Wohlig die Wärme der tiefen Streicher zum Ausklang der Ernani-Ouvertüre, edel das Blech.

Die Ouvertüre zu La forza del destino: Auf Beckenschläge wie Brutalowatschen folgten zarte Holzbläsersoli. Einzigartig Ouvertüre und drei Chöre aus Macbeth. Wenn sich Eleganz und Fulminanz zu Grandezza vereinen: So klingt es also, das Eichmaß in Sachen Verdi. (Stefan Ender, 5.9.2023)