Wassermangel, Missmanagement, Dürre, Klimawandel
Trockenheit wird uns in Zukunft immer größere Probleme bereiten. Der Wassermangel ist gleich auf mehreren Ebenen selbstverschuldet.
REUTERS/DINUKA LIYANAWATTE

Der Blick in die Zukunft ist auch für Österreich besorgniserregend: Momentan liegt der durchschnittliche Wasserbedarf des Landes bei rund 760 Millionen Kubikmeter pro Jahr, der praktisch gänzlich aus dem Grundwasser gedeckt wird. Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnte der Bedarf jedoch nicht zuletzt durch die Folgen des Klimawandels um zehn bis 15 Prozent steigen. Gleichzeitig jedoch werden die verfügbaren Grundwasserressourcen um bis zu 23 Prozent abnehmen – das Sinken des Grundwassers ist vor allem in Ostösterreich schon jetzt zu beobachten.

Während in Österreich als wasserreichem Land die flächendeckende Trinkwasserversorgung zumindest vorerst nicht akut in Gefahr gerät, sieht die Situation in anderen Ländern Europas deutlich drastischer aus. Vor allem die Mittelmeerländer sehen sich in dieser Hinsicht bereits jetzt enormen Problemen gegenüber. Der Wassermangel dürfte künftig auch für die Stromversorgung in Europa große Schwierigkeiten bedeuten.

Erklärvideo: Europas Wasserkrise
DER STANDARD

Jahrzehntelanges Missmanagement

Diese Wasserknappheit in Europa ist einer aktuellen Untersuchung zufolge größtenteils auf "jahrzehntelanges Wassermissmanagement" zurückzuführen und nicht vor allem auf den Klimawandel, wie der WWF nun berichtet. Praktisch überall auf dem Kontinent seien Feuchtgebiete trockengelegt, Flüsse begradigt, kanalisiert und aufgestaut sowie Grundwasserneubildungsgebiete zerstört worden, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Umweltschutzorganisation.

"Hinzu kommen illegaler Wasserraubbau für die Landwirtschaft und unverantwortliche Praktiken beim Bau von Wasserkraftwerken", erklärte Claire Baffert, Expertin für Wassermanagement. Die Klimakrise mit unter anderem häufigeren Dürreperioden erhöht nach Einschätzung der Autoren das Wasserrisiko für Europa weiter. Der Bericht zeigt unterschiedliche Beispiele von Wassermissmanagement und -raubbau in Europa auf. So werde in Spanien und den Niederlanden illegal und übermäßig sowie teilweise unkontrolliert Wasser für die Landwirtschaft entnommen.

Wassermangel, Missmanagement, Dürre, Klimawandel, Prognose
Die Grafik zeigt die prognostizierte Entwicklung beim Wassermangel in Europa bis 2040 unter der Annahme, dass nichts dagegen unternommen wird.
Grafik: WWF

Probleme auf dem ganzen Kontinent

In Frankreich werden den Angaben zufolge Wasserreservoirs für die Landwirtschaft illegal befüllt und betrieben. In Bulgarien sei der illegale Bau und der unregelmäßige Betrieb von Wasserkraftwerken ohne Berücksichtigung der für die Natur und den Menschen notwendigen Wasserströme ein Beispiel für Wassermissmanagement. Diese Fallstudien seien nur eine Momentaufnahme der tiefgreifenden und weitverbreiteten Bewirtschaftungsprobleme auf dem gesamten Kontinent.

Bestehende zielgerichtete EU-Vorgaben wie die Wasserrahmenrichtlinie würden in den Mitgliedsstaaten nach wie vor nicht hinreichend umgesetzt, meinte Baffert. "Die EU muss eine zukunftsfähige Wasser- und Klimaanpassungsagenda vorantreiben und bestehende gesetzliche Instrumente nutzen, um eine nachhaltiges Flussgebiets- und Wasserressourcenmanagement in Europa dauerhaft sicherzustellen." (tberg, APA, red, 7.9.2023)