Seat Leon Cupra
Ein Seat Leon Cupra von 2017: Nun wächst die Tochter der Mutter über den Kopf.
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Die noch recht junge Automarke Cupra soll Seat im Volkswagen-Konzern langfristig ersetzen. Die Seat-Tochter, die aus dem Motorsport hervorgegangen ist, soll im VW-Imperium zunehmend die Rolle der spanischen Mutter übernehmen. "Die Zukunft von Seat heißt Cupra", erzählte Thomas Schäfer, einer der Vorstände im VW-Konzern, am Montag bei der Internationalen Automobilausstellung IAA in München. Eine Zukunft für die Marke Seat sehe VW langfristig nur für Kleinwagen und E-Roller, wie zuerst das britische Magazin "Autocar" berichtete.

Es sei unerschwinglich, sowohl in Seat als auch in Cupra weiterhin groß zu investieren. Die Gewinnspannen für Cupra seien wesentlich größer, sagte Schäfer. Die bestehenden Seat-Modelle sollen laut dem Manager aber im geplanten Lebenszyklus, ungefähr noch in diesem Jahrzehnt, produziert werden.

Traditionsmarke

Die Ankündigungen lösten ein lautes Echo aus. Schließlich ist Seat auch auf Österreichs Straßen eine große Nummer. Im ersten Halbjahr 2023 wurden hierzulande mehr als 7.000 Neuzulassungen verzeichnet, das bedeutete 5,6 Prozent Marktanteil.

Am Donnerstag bemühte man sich bei VW-Tochter Seat um Beruhigung. Das spanische Traditionsunternehmen mit Sitz in Martorell weist Berichte über ein baldiges Ende als Automarke als Fehlinterpretation Schäfers zurück. "Seat wird auch in Zukunft Plug-in-Hybride und effiziente Verbrenner herstellen, und das bis zum Ende der Verbrenner-Ära. Es ist geplant, dass die Modelle Seat Ibiza, Arona und Leon einige Updates erhalten werden", teilte Seat Österreich mit.

Auch Schäfer selbst ruderte zurück. Die Marke Seat habe "exzellente Chancen, langfristig neue Mobilitätsformen für junge Menschen anzubieten, wie Sharingkonzepte, Abos und Mikromobilität, wo wir schon viel Erfahrung mit Seat Mó gesammelt haben", schrieb der Deutsche auf Linkedin. Seat Mó ist ein Elektromotorroller.

Seat unklar positioniert

Der deutsche Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht ein Ende von Seat ohnehin positiv. "Seat ist eine relativ nichtssagende Marke, die der VW-Konzern vor langer Zeit aus Spanien geerbt hat. Cupra hat hingegen ein klares Profil. Man zielt auf eher junge Käufer, die auf Sportlichkeit achten", sagt Dudenhöffer dem STANDARD.

Der Name "Cupra" stammt von Renn- und Rallyeautos aus den Neunzigerjahren und steht für "Cup Racer". Lange stand "Cupra" auf der Straße für stark motorisierte Sportversionen von Seat-Modellen. Erst 2018 präsentierte man erste eigenständige Modelle unter der Marke Cupra.

Seat 600
Ein Seat 600 bei einer Klassikermesse in Madrid.
IMAGO/NurPhoto

Seat wiederum ist bereits im Jahr 1950 gegründet worden, als Sociedad Espanola de Automóviles de Turismo (auf Deutsch etwa "Spanische Gesellschaft für Pkws"). Seit 1986 gehört der katalanische Autobauer zum Volkswagen-Konzern. Die spanische Tochter bescherte VW aber immer wieder Sorgen und Verluste. Schon der im Jahr 2015 wegen des Abgasskandals zurückgetretene VW-Boss Martin Winterkorn hatte sich vergeblich bemüht, Seat als sportliche Einstiegsmarke, die günstiger als Audi ist, zu etablieren.

Noch Platz in der VW-Palette

Dudenhöffer sieht VW nun auf gutem Wege, mit Cupra zu schaffen, was Seat nicht gelang. Dank "der strengeren und klareren Positionierung von Cupra" könnten die Wolfsburger "im Markt besser agieren", sagt er. Mit Blick auf die VW-Markenwelt ergebe das Investieren in Cupra durchaus Sinn. "Škoda geht, wenn man die Marke mit Premiumherstellern vergleicht, so in die Volvo-Richtung. Cupra geht in die Richtung von BMW oder Audi", erläutert Dudenhöffer.

Dass durch das Bündeln der Kräfte zugunsten von Cupra Arbeitsplätze in Spanien oder Deutschland verlorengehen werden, glaubt der Experte nicht: "Der VW-Konzern hat nicht mehr die Strategie, dass ein Werk nur eine bestimmte Marke produziert. Daher bedeutet diese Entscheidung für die Werke keine Gefahr für Arbeitsplätze." Dudenhöffer geht davon aus, dass die Seat-Modelle "nicht sofort gestoppt werden, aber die Produktion Stück für Stück zurückgefahren und schließlich auslaufen wird". (Lukas Kapeller, 7.9.2023)