Armenien USA
Armenien will ab nächster Woche gemeinsame Manöver mit den USA abhalten.
AFP/KAREN MINASYAN

Es ist eine bemerkenswerte Kehrtwende: Eigentlich ist Armenien Mitglied in der OVKS, der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit – einem Militärbündnis unter der Führung Moskaus. Dass Armenien ab nächster Woche gemeinsame Manöver mit den USA abhalten will, zeigt vor allem eines: Wenn Russland mit dem Angriff auf die Ukraine seine Vormachtstellung auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion behaupten wollte, dann hat es auch hier das genaue Gegenteil erreicht.

Als Schutzmacht wird Russland in Armenien kaum mehr angesehen. Im Dauerkonflikt um Bergkarabach, der aktuell gerade wieder zu eskalieren droht, hat Aserbaidschan – wie Armenien eine frühere Sowjetrepublik – zuletzt die Gangart verschärft. Seit Monaten blockiert es den Latschin-Korridor, die einzige Verbindung zwischen Armenien und der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Region. Die humanitäre Situation dort ist inzwischen katastrophal.

Russische Truppen sollten laut Vereinbarung eigentlich für freie Durchfahrt sorgen. Doch Moskaus Interessen liegen derzeit anderswo. Aserbaidschan mit seinen Handelsrouten ist für Russland nicht unwichtig, unter anderem wegen der westlichen Sanktionen. Und auch die Türkei, Aserbaidschans Schutzmacht, soll nicht verprellt werden. Im Gegenzug sieht Russland aber, wie sich Armenien desillusioniert abwendet. Seine Kontrolle über den eigenen Hinterhof schwindet. (Gerald Schubert, 8.9.2023)