Die Buchstaben WKO als symbolische Goldbarren
Wirtschaftskammer
Mit Rücklagen in Milliardenhöhe quasi vergoldet hat sich das Wirtschaftskammer-Imperium.
DER STANDARD

Ein großer Wurf sieht anders aus. Aber es ist zumindest ein Anfang, wenn Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer ankündigt, die Beiträge seiner Pflichtmitglieder ab 2024 abzusenken. Endlich, möchte man sagen.

Denn wie die Arbeiterkammer (AK) gehört auch die Wirtschaftskammer (WKO) zu den Profiteuren der hohen Inflation. Ihre Einnahmen steigen mit der Lohnsumme. Ist die Beschäftigung hoch und steigen die Löhne kräftig, erhöht dies die Umlagen, die AK und WKO vereinnahmen, automatisch. Beide Sozialpartner haben ihrerseits steigende Kosten, aber der Aufwand für Mitgliederbetreuung steigt nicht im gleichen Ausmaß. Sonst hätten alle WKO-Organisationen zusammen nicht an die zwei Milliarden Euro an Reserven anhäufen können.

Davon gibt der Präsident der Bundeskammer nun generös 35 Millionen Euro ab – weniger als den Zuwachs an Rücklagen im Vorjahr. Und die Landeskammern? Sie stellen sich taub.

So darf es nicht verwundern, dass es sogar im ÖVP-Wirtschaftsbund rumort, dessen Chef Mahrer ist. Die Industrie, die den Löwenanteil der Kammerumlagen bezahlt, will Reformen sehen – wie sie der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz 2018 in Aussicht stellte, als er seinen ÖVP-Parteifreund Mahrer an die Kammerspitze hievte. Die Nichtnachbesetzung von ein paar Posten reicht dafür definitiv nicht, es braucht Reformen überall im Apparat. Dies auf allen Ebenen voranzutreiben ist die vornehmste Aufgabe des obersten Lobbyisten der Wirtschaftstreibenden.

(Luise Ungerboeck, 9.9.2023)