Vorwiegend junge Menschen gehen über einen Zebrastreifen
Die Staatsform der Demokratie ist einer Umfrage zufolge weltweit weiterhin geschätzt, aber weniger unter jungen Menschen.
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Sieht nicht so toll aus für die Demokratie weltweit. Abgesehen davon, dass mehr oder minder freiwillig gewählte Autokraten – Trump, Putin, Erdoğan, Orbán, Modi, Netanyahu – dominieren, die Stimmung ist weltweit bei einer starken Minderheit gegen Demokratie, universale Menschenrechte und Rechtsstaat. Besonders bei den Jungen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Open Society Institute, einer der demokratiefördernden Einrichtungen von George Soros.

Umfangreiche Studie

Die sehr umfangreiche Umfrage der Open Society Foundation hat sich in Europa auf die großen Länder konzentriert – Frankreich, Deutschland, Italien, Großbritannien, Polen, Ukraine, Russland (wenn man das zu Europa zählen will). Der restliche Schwerpunkt liegt auf Ländern wie Argentinien, Brasilien, Bangladesch, China, Kolumbien, Ägypten, Äthiopien, Ghana, Indien, Japan, Kenia, Malaysia, Mexiko, Nigeria, Pakistan, Saudi-Arabien, Senegal, Südafrika, Sri Lanka, Tunesien, der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA.

Was einiges erklärt. Die echten Demokratien sind da in der Minderzahl, einige sind harte Diktaturen, und bei einem Mutterland der Demokratie, den USA, gibt es bedenkliche Entwicklungen.

"42 Prozent (!) der Jungen halten Militärdiktaturen für wünschenswert."

Die Ergebnisse im Kern: Die Demokratie ist nach wie vor weltweit beliebt, aber unter jungen und jüngeren Leuten ist sie deutlich weniger geschätzt. Nur 57 Prozent der 18- bis 36-Jährigen halten sie für die bessere Regierungsform (verglichen mit 71 Prozent der Älteren). Volle 42 Prozent (!) der Jungen halten Militärdiktaturen für wünschenswert. Die meisten Unterstützer finden sich dabei in den Ländern Ägypten (63 Prozent), Bangladesch (61 Prozent) und in der "weltgrößten Demokratie" Indien.

Die Menschenrechte werden von 72 Prozent weltweit unterstützt, aber immerhin 42 Prozent glauben, dass sie (auch) eine Form der Unterdrückung des Westens gegenüber Entwicklungsländern sind. Auffällig: 67 Prozent der US-Amerikaner glauben, dass die scharfe Spaltung zwischen rechten, weißen Bürgern und dem Rest im nächsten (Wahl-)Jahr zu gewalttätigen Auseinandersetzungen führen könnte. Ein Drittel der Befragten weltweit glaubt, dass China im Jahr 2030 das einflussreichste Land sein wird (USA 26 Prozent).

Wunsch nach starken Führern

Dass junge Leute (junge Männer) zu autoritären Lösungen neigen – besonders in Problemstaaten wie den USA, Russland, Ägypten, Äthiopien, Indien usw. –, ist nicht neu. Dass auch im Westen viele fälschlich und gegen jahrzehntelange Erfahrung glauben, "starke Führer" würden all die Probleme – Klimakrise, Migration, Armut, Teuerung, Pandemien etc. – besser lösen können als demokratische Regierungen, ist etwas, das man auch bei uns hören kann. Nach dem Sora-Demokratie-Monitor stimmen immer wieder um die 20 Prozent dem Satz zu, es bräuchte "einen starken Führer, der sich nicht um Wahlen und Parlament kümmern muss", also die klassische Diktaturdefinition. Bei Lehrlingen ist es übrigens ganz schlimm.

Heißt nichts anderes, als dass die Demokratie besser kämpfen lernen muss. Auch in Ländern wie Österreich. Das bedeutet zunächst einmal, einen klaren Trennungsstrich zu antiliberalen Parteien wie der FPÖ zu ziehen. (Hans Rauscher, 13.9.2023)