Urkunde und Anstecknadel, im Hintergrund Blumen
Die Stadt Wien hat der Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek die Ehrenbürgerschaft verliehen.
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Die Wiener FPÖ hat einen Kultursprecher. Bis dato hat man von ihm wenig gehört, aber jetzt setzt dieser Landtagsabgeordnete Stefan Berger eine große Tradition fort: die Beschimpfung großer Personen des österreichischen Kulturlebens.

Neuestens tobt sich Berger an der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek durch SPÖ-Bürgermeister Ludwig aus. "Wer nur mehr Protofaschisten, Neofaschisten und Neonazis sieht, braucht keine Ehrenbürgerschaft, sondern eine umfangreiche Therapiemöglichkeit."

In der FPÖ Tradition

Mit Protofaschisten etc. sollten sich der Abgeordnete und seine Gesinnungsfreunde ja auskennen. FPÖler marschieren bei den Identitären mit, der Parteiobmann Herbert Kickl höchstpersönlich lobt sie, und das Video der Freiheitlichen Jugend mit verklärtem Blick auf den "Hitler-Balkon" am Heldenplatz findet er "großartig". Doch die Hassparolen gegen kritische Künstler und Kulturpolitiker haben ja in der FPÖ große Tradition. Schon 1995 wurde plakatiert: "Lieben Sie Scholten, Jelinek, Häupl, Peymann, Pasterk ... oder Kunst und Kultur?" (Klingt übrigens nach einem frühen Kickl-Elaborat).

Elfriede Jelinek hat die gar nicht so unterirdischen Bewusstseinsströme im politischen Seelenleben mancher Österreicher kartografiert. Deswegen wird sie von genau diesen Leuten für eine Zwangstherapie empfohlen. Der Kulturkampf der Rechten ist in vollem Gang. (Hans Rauscher, 13.9.2023)