Wieder einmal sorgt eine Kleidervorschrift an einer Schule für Aufregung. Diesmal sind es Regeln in einer Schule in Stockerau.

Ein Mädchen in einer karierten bauchfreien Bluse und Jeans.
Wenn junge Mädchen anziehen, worauf sie Lust haben, ist das für manche Menschen ein Problem.
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Die jungen Herren sollen dort keine Kappen, keine Tops mit "diskriminierenden Texten und Bildern" und keine Schuhe, in deren Profil Dreck haften bleibt, tragen. Man würde meinen, bei problematischen Symbolen auf T-Shirts wäre es sinnvoller nachzufragen, was dahinterstecke, oder gegebenenfalls das Symbole-Gesetz zur Anwendung zu bringen. Auch was das Schuhwerk angeht, gibt es andere Möglichkeiten: Stichwort Fußmatte oder Patschenpflicht.

Vorgeschobene Blasenentzündungen

Während die Stockerauer Vorschriften für Burschen also noch eher mild ausfallen, sind jene für Mädchen pures Bodyshaming. Ihnen wird, da kann man noch so viele Blasenentzündungen vorschieben, wie eine Elternvertreterin dies am Donnerstag getan hat, wieder einmal signalisiert, dass sich ihre Haut "nicht gehört", dass sie sich für sie schämen müssen. Es wird nicht gefragt, warum sie gerne ärmellos oder bauchfrei herumlaufen, ob sie sich in ihren Körpern wohlfühlen, ist auch egal. Sie werden ungefragt sexualisiert. Damit muss endlich Schluss sein.

Dabei stellt sich gerade bei Kindermoden die Frage, welchen Mehrwert etwa enge Miniröcke oder dekolletierte Leiberl für Zweijährige haben. Doch da entscheiden noch andere über die Kleiderwahl. Wenn sie 13 Jahre später selbst anziehen, worauf sie Lust haben, ist das aber ein Problem. Vorgeschriebene Verhüllungen weiblicher Körper sind offenbar nur dann ein No-Go, wenn sie aus dem Islam kommen. Das ist heuchlerisch. Mädchen sollten selbst entscheiden, was sie tragen wollen. Und Schulen sollten sich entscheiden, ob sie selbstbestimmte Frauen erziehen wollen oder nicht.

Auch das Argument, man müsse sie auf das spätere Berufsleben vorbereiten, ist lächerlich. Die heranwachsende Generation wird sich ihren Arbeitsmarkt selbst gestalten, wenn andere samt ihren sexistischen Regeln längst im Ruhestand sein werden. (Colette M. Schmidt, 14.9.2023)