Polizeibeamte Österreich Wien
Die 100-köpfige Truppe soll zum Einsatz kommen, wenn der Assistenzeinsatz des Bundesheers zur Bewachung kritischer Infrastruktur im nächsten Jahr ausläuft (Archivbild).
APA/EVA MANHART

Wien – Bei der Wiener Polizei ist offenbar der Aufbau einer eigenen Objektschutz-Einheit geplant, wie der APA durch die Landespolizeidirektion bestätigt wurde. Die 100-köpfige Truppe soll nach Auslaufen des Assistenzeinsatzes durch das Bundesheer im März 2024 vor allem die Bewachung von Botschaften und anderen schutzwürdigen Gebäuden übernehmen. In Polizeikreisen sorgt das für Kritik. Bei den Überlegungen orientiere man sich an der bereits bestehenden Grenzpolizei, so die LPD.

So sieht der Erlass des Innenministeriums, der der APA vorliegt, vor, ab Dezember 2024 eine gesonderte rund sechsmonatige Grundausbildung mit zweiwöchiger Praxisphase für den Objektschutz in Wien einzurichten. "Selbstverständlich wird ein Auswahlverfahren durchgeführt – wie es auch seit rund 30 Jahren bei der Aufnahmen von Grenzpolizisten vorgesehen ist", erklärte die LPD. Geht es nach der Landespolizeidirektion, sollen die uniformierten Beamtinnen und Beamten dann ab 1. Juli 2024 für die Sicherheit von Botschaften, besonders schützenswerten Gebäuden sowie Gebäuden der kritischen Infrastruktur sorgen. Auch eine Bewaffnung sei vorgesehen, hieß es.

Assistenzeinsatz des Heeres bis 31. März 2024 verlängert

"Die Planung im Detail läuft noch und ist noch nicht abgeschlossen", sagte ein Sprecher der APA am Freitag. Zudem sei es eine langjährige Forderung der Personalvertretung an die LPD Wien gewesen, die Polizei bei Aufgaben des Objektschutzes zu entlasten, hieß es.

Ob für die Objektschutztruppe Bewerber herangezogen werden, die das reguläre Aufnahmeverfahren für die Polizei nicht bestehen, war am Freitag noch nicht klar. Die Detailregelungen würden zeitnah durch das zuständige Referat kommuniziert werden, heißt es in dem Erlass. Unterstellt werden sollen die Mitglieder der Truppe jedenfalls den zuständigen Polizeiinspektionen.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) verkündete am Freitag die Verlängerung des Assistenzeinsatzes durch das Bundesheer bis zum 31. März 2024. Aktuell werden in Zuständigkeit der Wiener Polizei durch Exekutive und Militär 140 Objekte überwacht, 100 davon ständig. "Sobald das BMI die Ausbildung weiterer 'Objektschutzpolizisten' abgeschlossen hat, werden auch die Soldatinnen und Soldaten wieder ihrer Hauptaufgabe nachgehen," so Tanner am Freitag in einer Aussendung. Was in der Übergangsphase zwischen 31. März und 1. Juli passiert, blieb zunächst noch offen.

"Wollen vollwertige Polizisten"

Ob Objektschutzaufgaben jedoch bereits nach sechsmonatiger Ausbildung übernommen werden können, sei fraglich, betonte der Vorsitzende der blauen Polizeigewerkschaft (AUF) und freiheitliche Bereichssprecher für den öffentlichen Dienst, Werner Herbert. "Zumal eine Lösung der Überwachung aus derzeitiger Sicht nur durch neue Überstunden zu stemmen ist, was in Gegensatz zu den kürzlich angekündigten Polizeidienststellenschließungen in der Nacht in Wien steht", sagte Herbert der APA. Grundsätzlich sei es jedoch erfreulich, dass das Ministerium den Assistenzeinsatz verlängert habe, da "es die LPD Wien bis dato nicht geschafft hat, ein schlüssiges Konzept vorzulegen, wie es damit nach dem 1. Jänner 2024 weitergehen soll", so Herbert. "Hier herrscht dringender Handlungsbedarf."

Ebenfalls scharfe Kritik an dem Projekt kam am Freitagnachmittag von der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter. "Wir befürworten grundsätzlich Entlastung, wollen aber vollwertige Polizisten ausgebildet haben", kommentierte der Wiener FSG-Vorsitzende Walter Strallhofer gegenüber der APA die Pläne. "Wenn die Objektschutzbeamten dieselbe Uniform tragen wie die vollwertigen Polizisten, wird für die Bevölkerung nicht mehr zu unterscheiden sein, wer ein vollwertiger Polizist ist und wer nicht", hieß es. Die "desaströse Politik des Innenministeriums" in den vergangenen Jahren gehe damit in "die nächste Runde".

Die Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG) betonte am Freitag, dass jedenfalls alternative Maßnahmen nach Ablaufen des Assistenzeinsatzes notwendig seien, sagte der christlich-soziale Personalvertreter Gerhard Zauner. Man wolle das Projekt erst beurteilen, wenn konkrete Details vorlägen. "Ganz allgemein wird von mir aber jede Maßnahme begrüßt, die zu einer Entlastung der Kolleginnen und Kollegen führt." (APA, 15.9.2023)