Dem britischen Media-Star, Schauspieler und Komiker Russell Brand werden Vorwürfe der sexuellen Gewalt gemacht. Der 48-Jährige dementiert.
Dem britischen Medienstar, Schauspieler und Komiker Russell Brand werden Vorwürfe der sexuellen Gewalt gemacht. Der 48-Jährige dementiert.
AP/James Manning

Beschuldigungen, Dementi und Medienberichte. Nach Vorwürfen der sexuellen Gewalt und Vergewaltigung gegen den britischen Komiker und Schauspieler Russell Brand hat die Londoner Polizei am Wochenende mutmaßliche Opfer aufgerufen, sich zu melden. Am Montag berichtete die Metropolitan Police, sie habe "einen Bericht über sexuelle Nötigung erhalten", die sich vor 20 Jahren im Londoner Stadtteil Soho ereignet haben soll. Noch davor hatte Brand ein Video als Reaktion auf die Anschuldigungen veröffentlicht – ohne dann wirklich darauf einzugehen.

Vier Frauen beschuldigen den 48-Jährigen, sie zwischen 2006 und 2013 sexuell attackiert zu haben. Brand war zu der Zeit höchst populär. Er drehte Filme in Hollywood, arbeitete als Moderator für die britischen Stationen BBC Radio 2 sowie Channel 4 und war Kurzzeitgatte von Sängerin Katy Perry – zudem sehr promiskuitiv, wie er selbst immer wieder sagte. Mit hunderten Frauen soll er nach eigenen Angaben Sex gehabt haben, immer einvernehmlich.

Mittlerweile ist Brand öfter im Netz als auf der Leinwand zu finden. Zwar war seine Stimme zuletzt im jüngsten Minions-Film zu hören, daneben betreibt er aber einen Youtube-Kanal mit über sechs Millionen Abonnenten. Sie versorgte er zum Beispiel von 2014 bis 2020 mit der zwischen Comedy und Politik oszillierenden Show The Trews: True News with Russell Brand.

Fehlinformationen

Dabei fiel er mit sehr subjektiven Deutungen von Fakten und mit der Verbreitung von Verschwörungstheorien auf. Zu seinen Gästen zählten der Donald-Trump-Förderer und frühere Fox-News-Moderator Tucker Carlson oder Ron DeSantis, der erzkonservative Gouverneur von Florida. Während Corona war er aufseiten der Impfskeptiker zu finden.

Wegen Verbreitung von Unwahrheiten und medizinischen Fehlinformationen nahm Youtube 2021 seinen Kanal unter die Lupe und sperrte ihn: Brand wanderte zur Plattform Rumble weiter.

Geboren wurde Brand 1975 in Grays in Essex. Seine Eltern trennten sich früh, die Mutter erkrankte mehrfach an Krebs. Die Beziehung zu seinem leiblichen Vater beschrieb er selbst als schwierig. Der reiste mit dem jungen Russell nach Thailand, wo er mit ihm die Dienste von Prostituierten in Anspruch genommen haben soll. Als Teenager soll Brand von einem Lehrer sexuell missbraucht worden sein; er begann sich für Theater zu interessieren, ging auf eine Kunstschule und experimentierte exzessiv mit Drogen.

Bestseller und Trauzeuge

Seine diesbezüglichen Memoiren veröffentlichte er in der 2007 erschienenen Autobiografie My Booky Wook. Seine Geschichten über seine Ausschweifungen wurden ein Bestseller.

Er feierte Erfolge als Stand-up-Comedian, wobei sein Humor nicht immer und überall gut ankam: Als er am Tag nach den islamistischen Anschlägen des 11. Septembers 2001 als Osama Bin Laden verkleidet bei MTV auftauchte, wurde er gefeuert.

Seiner Popularität hat eine Reihe größerer und kleinerer Kontroversen nicht geschadet, Brand ist für Fans eine One-Man-Mediashow, für die Kritiker ein populistischer Selbstdarsteller.

Er schreibt Bücher, produziert Podcasts und ist bei Veranstaltungen mit roten Teppichen Dauergast. Er war Trauzeuge von Sara MacDonald, als diese dem früheren Mastermind der Band Oasis, Noel Gallagher, 2015 das Jawort gab. Im selben Jahr lernte Brand Laura Gallacher kennen, seit 2017 sind die beiden verheiratet und haben zwei Töchter.

Die Anschuldigungen bezeichnete Brand als "ungeheuerlich und aggressiv". Schützenhilfe erhielt er von Elon Musk, dem Eigner von X, ehemals Twitter, und den wegen Menschenhandels und Vergewaltigung in Rumänien angeklagten Influencern Andrew und Tristan Tate. (Karl Fluch, red, 18.9.2023)