Bike-Radarsysteme erkennen sich von hinten nähernde Fahrzeuge.
Bike-Radarsysteme erkennen sich von hinten nähernde Fahrzeuge.
Hersteller

Theoretisch reicht ein Rückspiegel um zwölf Euro. Denn im Zweifelsfall halten weder der noch das ausgefuchsteste und vielfach teurere Radargerät Autofahrerinnen und Autofahrer davon ab, Radfahrende "abzuschießen". Und im Stadtverkehr würde das Gepiepse des modernen Gadgets im Wahnsinn enden.

Die Skepsis gegenüber dem Radrückblick-Radargeräten ist bei vielen Bikefans hoch. Doch die meisten sind sich nach einer Probefahrt einhellig einig: "Überland nie mehr ohne!" Das deckt sich mit den Fazits der Radfachpresse: Die testet Bike-Radarboxen derzeit ebenfalls intensiv. Denn seit dem Frühjahr sind neben Garmins vor rund drei Jahren präsentiertem, ersten brauchbarem Fahrradradar Varia auch praxistaugliche Alternativen am Markt. Von zwei in Europa kaum bekannten Marken: Bryton (Taiwan) und Magene (China).

Was ein Radradar tut? Es erkennt sich annähernde Objekte ab etwa 140 Metern. Auf dem Radcomputer, dem Handy und auf Sportuhren zeigt es pro Fahrzeug einen Punkt, der sich je nach Entfernung zunächst in einem gelben, dann auf Rot wechselnden und, wenn die Gefahr vorbei ist, in einem grünen Streifen befindet. Was das bringt? Frühzeitig zu wissen, ob sich ein oder mehrere Fahrzeuge nähern und ob sie zuckeln oder rasen, ist auf dem Fahrrad nicht unerheblich. Denn weder der leise Tesla noch der zweite oder dritte Pkw kommen aus dem Nichts. Doch das Radar kann im Idealfall noch mehr: Je näher man ihm kommt, umso rascher blinkt sein rotes Licht. Dieses Gefühl, gesehen zu werden, lässt viele Autofahrer mehr Abstand halten. Wohl auch wegen der nicht immer unbegründeten Ahnung, eventuell gefilmt zu werden.

Den Punkten blind zu vertrauen wäre dennoch fahrlässig: "Immer Schulterblick!" poppt beim (über Markengrenzen hinweg problemlosen) Connecten von Radar und Computer auf. Der Haken? Die Verfügbarkeit. Auf Garmins 516er wartet man Monate. Und die asiatischen Modelle in Österreich aufzutreiben ist teilweise gar nicht einfach.

Garmin Varia RTL 515/516

Garmin Varia RTL 515/516
Garmin Varia RTL 515/516
Hersteller

8/10 Schon mehrere Jahre am Markt und damit die Benchmark für andere Marken. Der Vorreiter ist noch immer ungeschlagen im zuverlässigen und schnellen Erkennen und Anzeigen von sich nähernden Fahrzeugen (und auch Fahrrädern), verfügt aber über weniger Lichtmodi (kein Bremslicht) als der Mitbewerb. Ein Nachteil sind auch die langen Lieferzeiten.

Preis: 199,99 €
garmin.com

Zuverlässigkeit: 10
Verfügbarkeit: 7
Usability: 9
Bremslicht, Kamera & Co: 6

Bryton Gardia R300L

Bryton Gardia R300L
Bryton Gardia R300L
Hersteller

7/10 Der Herausforderer aus Taiwan. Solide Performance, mitunter erkennt das Gardia sich nähernde oder von der Seite einbiegende (Klein-)Fahrzeuge aber oft später als Garmins 515/516. Etliche, leicht und übersichtlich einstellbare Lichtmodi, Bremslicht (wird bei Bremsmanövern heller). Derzeit erst über eine Handvoll Händler in Österreich bestellbar.

Preis: 129 €
sgrafitbike.at

Zuverlässigkeit: 8
Verfügbarkeit: 6
Usability: 9
Bremslicht, Kamera & Co: 8

Magene L508

Magene L508
Magene L508
Hersteller

6/10 Das Problem: Nicht einmal auf der vom Hersteller auf Nachfrage angegebenen Amazon-Label-Subplattform ist das Gerät gelistet, Onlineshops, die es (angeblich) haben, wirken mitunter nebulos. Das Redaktionstestgerät punktete (neben dem Bremslicht) mit sehr vielen Lichtspielereien und performte gleich wie das Gardia.

Preis: 130 €
magene.com

Zuverlässigkeit: 8
Verfügbarkeit: 2
Usability: 8
Bremslicht, Kamera & Co: 9

Garmin Varia RCT 715

Garmin Varia RCT 715
Garmin Varia RCT 715
Hersteller

8/10 Die eingebaute Kamera des 715ers speichert entweder dauernd oder – im Falle eines Unfalles rückwirkend – Ton und Bild. Mit der richtigen Software lassen sich so sogar Überholprotokolle (mit Ort/Tempo/Abstand) aus der Streckenaufzeichnung auslesen oder darin einzeichnen. Das Modell ist deutlich größer und schwerer als der Vorgänger 515/516, technisch sonst aber weitestgehend ident.

Preis: 399,99 €
garmin.com

Zuverlässigkeit: 10
Verfügbarkeit: 10
Usability: 8
Bremslicht, Kamera & Co: 10

(RONDO, Tom Rottenberg, 24.9.2023)