Das Bild zeigt den lächelnden Tech-Milliardär Elon Musk
Elon Musk denkt laut über seine nächste Idee für den Twitter-Nachfolger X nach.
AFP/STEFANI REYNOLDS

Elon Musk sorgt mit dem Twitter-Nachfolger X einmal mehr für Aufsehen. Der Tech-Milliardär hat in einem Gespräch mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu die Möglichkeit erörtert, die Social-Media-Plattform X zur Gänze hinter einer Bezahlschranke verschwinden zu lassen. Seit der Übernahme durch Musk im letzten Jahr hat X bereits einige Veränderungen durchgemacht und hinterlässt – nicht zuletzt aufgrund eines massiven Mitarbeiterverlusts – mittlerweile einen chaotischen Eindruck.

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DER STANDARD

Eine der auffälligsten Neuerungen war zuletzt die Einführung von "X Premium", einem kostenpflichtigen Service, der den Nutzern zusätzliche Features bieten soll. Dies umfasst unter anderem längere Posts und eine erhöhte Sichtbarkeit auf der Plattform. Details zum künftigen Abo-Modell von X sind vorerst noch keine bekannt, auch nicht, wie viel Nutzerinnen und Nutzer künftig für den günstigsten Zugang bezahlen sollen. Der Tesla- und Space-X-Chef spricht in diesem Zusammenhang von einer "kleinen monatlichen Zahlung", wie die BBC berichtet.

Musk behauptet, dass die Einführung einer Gebühr für alle primär dazu dienen solle, Bots und Fake-Accounts von der Plattform zu vertreiben. "Die Herstellung eines Bots kostet nur einen Bruchteil eines Pennys", sagte er. "Aber wenn jemand auch nur ein paar Dollar oder so zahlen muss, einen kleinen Betrag, sind die effektiven Kosten für Bots sehr hoch." Die Haltung, dass die beste Methode zur Bekämpfung von Bots und Fake-Accounts darin bestehe, für die Verifizierung zu bezahlen, vertritt Musk indes schon lange.

Großes Risiko

Die monetäre Hürde könnte jedoch nicht nur Bots abschrecken, sondern auch echte Nutzer. X zieht derzeit einen Großteil seiner Einnahmen aus Werbung. Die Werbeeinnahmen sind direkt proportional zur Anzahl der aktiven Nutzer und deren Engagement auf der Plattform. Wenn eine Gebühr eingeführt wird und dadurch die Nutzerzahl sinkt, könnte dies erhebliche Auswirkungen auf das Werbegeschäft von X haben.

Zusätzlich zur möglichen Beeinträchtigung der Einnahmen stellt sich auch die Frage nach dem sozialen und kulturellen Einfluss einer solchen Änderung. X fungiert oft als globales Forum für Diskussionen zu einer Vielzahl von Themen. Eine Gebühr könnte die Fähigkeit der Plattform einschränken, als Ort für freie Meinungsäußerung und demokratischen Dialog zu dienen. Dies würde insbesondere diejenigen treffen, die sich den Zugang zu der Plattform finanziell nicht leisten können.

Inhaltliche Probleme

In dem Gespräch zwischen Musk und Netanjahu wurde auch die Frage des Antisemitismus angesprochen. X steht unter Kritik der Anti-Defamation League (ADL), die der Plattform vorwirft, nicht genug gegen antisemitische Inhalte zu tun. Die ADL erklärte, dass Musk sich mit Antisemiten einlasse und ihnen Vorschub leiste. Musk konterte mit der Ankündigung, rechtliche Schritte gegen die ADL einzuleiten, um den Namen der Plattform zu schützen. Obwohl die Moderation von Inhalten immer eine Gratwanderung zwischen Meinungsfreiheit und dem Schutz vor Hassreden sei, betonte Netanjahu die Wichtigkeit, das richtige Gleichgewicht zu finden. (bbr, 19.9.2023)