Auf einem Oberarm kleben drei kleine bunte Pflaster.
Drei Impfungen sollen in der kalten Jahreszeit vor einer Erkrankung schützen, vor allem ältere Personen: die gegen Covid-19, Influenza und RSV.
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Das Wetter ist noch recht sommerlich, aber die Anzahl grippaler Infekte nimmt bereits zu. DER STANDARD hat hier berichtet. Und Fachleute warnen vor einer Kombination aus Influenza, Covid-19 und RS-Viren, die den kommenden Herbst und Winter zur Herausforderung machen können. Die sogenannten "großen drei" könnten – vor allem bei gleichzeitigem Auftreten – zu einer Überlastung des Gesundheitssystems führen, nicht zuletzt weil in vielen Spitälern die Lage wegen des Personalmangels ohnehin bereits angespannt ist.

Die vorhergesagte Corona-Herbstwelle ist zwar noch nicht voll da, aber das Abwassermonitoring des Gesundheitsministeriums zeigt vor allem für Wien einen Anstieg der Fälle. Fachleute gehen davon aus, dass die Kurve steiler wird, sobald sich das Wetter langfristig ändert. Sprich, wenn es kälter wird und die Menschen sich wieder vermehrt drinnen aufhalten, werden auch die Infektionen deutlich mehr. Die dominierende Variante scheint derzeit EG.5.1 zu sein, auch bekannt als Eris. Der angepasste monovalente Corona-Impfstoff – nur dieser steht diesen Herbst in Österreich zur Verfügung – schützt laut Fachleuten auch bei dieser Variante sehr gut vor schweren Verläufen.

Zwar geht man von einer derzeit noch guten Immunität in der Bevölkerung aus, doch diese nimmt permanent weiter ab, wenn es nicht zu einem neuerlichen Kontakt mit dem Virus kommt, sei es durch Impfung oder durch Infektion. Und vor allem ältere und vulnerable Menschen sind gefährdet. "Die Immunität ist, bildlich gesprochen, ein Fass mit vielen Löchern. Wenn zu viel Wasser rausläuft, sollte es wieder gefüllt werden. Das ginge jetzt mittels Impfung sehr gut", erklärt der Molekularbiologe Ulrich Elling. Doch viele Menschen wissen nicht genau, wann sie sich wo und gegen welches Virus impfen lassen sollen. DER STANDARD hat alle wichtigen Fragen zum Thema gesammelt.

Frage: Wer sollte sich gegen Covid-19 impfen lassen?

Antwort: Grundsätzlich empfiehlt das Nationale Impfgremium (NIG) die Impfung allen ab zwölf Jahren. Insbesondere sollten sich alle ab 60, Personen mit einem erhöhten Risiko für schwere Krankheitsverläufe sowie medizinisches Gesundheitspersonal und Schwangere impfen lassen. Anders als in der Vergangenheit reicht heuer bereits eine Impfung aus. Das hängt mit der hohen Immunität in der Bevölkerung zusammen. Untersuchungen haben gezeigt, dass 95 Prozent aller Menschen in Österreich ab dem vollendeten fünften Lebensjahr bereits Viruskontakt hatten, durch Impfung, durch Infektion oder durch beides. Ein einmaliger Booster sollte nun genügen, um die bereits erworbene Immunität aufzufrischen.

Frage: Ist der angepasste Impfstoff bereits da?

Antwort: Die ersten Lieferungen des angepassten mRNA-Impfstoffs von Biontech/Pfizer sind vor rund zwei Wochen in Österreich eingetroffen. Weitere Lieferungen werden laufend erwartet, heißt es auf Nachfrage des STANDARD aus dem Gesundheitsministerium. Insgesamt sollten 1,9 Millionen Dosen zur Verfügung stehen. Eine weitere Million Impfstoffe des angepassten, proteinbasierten Impfstoffs von Novavax ist ebenfalls bestellt. Hier warte man jedoch noch auf die Zulassung, wie Maria Paulke-Korinek von der Abteilung für Impfwesen im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf einer Pressekonferenz sagte. Diese wird Mitte Oktober erwartet. Die ersten Bundesländer hätten auch schon Impfstoffe bestellt.

Der angepasste Impfstoff von Moderna wird dieses Jahr in Österreich nicht angeboten. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums teilt auf STANDARD-Anfrage mit, dass durch die Lieferverträge mit Biontech/Pfizer ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht, weshalb man das Moderna-Vakzin nicht bestellt habe.

Frage: Wann ist der beste Zeitpunkt für die Covid-19-Impfung?

Antwort: "Das kommt darauf an, wann der letzte Kontakt mit dem Virus stattgefunden hat", sagt Monika Redlberger-Fritz, Virologin und Mitglied des Nationalen Impfgremiums. Zwischen dem Letztkontakt und der Impfung sollten mindestens sechs Monate, im besten Fall jedoch zwölf Monate vergangen sein. "Wer also letzten Winter oder früher eine Corona-Infektion hatte, sollte sich jetzt eine Impfung holen." Dann sei man vor der nächsten Welle gut geschützt.

Viele wissen jedoch gar nicht mehr genau, wann ihre letzte Infektion war bzw. ob der Schnupfen und Husten im vergangenen Winter vielleicht doch eine Infektion mit Covid-19 war. Paulke-Korinek von der Abteilung für Impfwesen im Bundesministerium empfiehlt deshalb, "sich trotzdem impfen zu lassen, auch wenn man sich nicht sicher ist, wann und ob man mit dem Coronavirus infiziert war". Denn selbst wenn eine Infektion unbemerkt stattgefunden hat und noch keine sechs Monate her ist, sei eine frühere Impfung unproblematisch.

Frage: Wie sieht es bei Kindern aus?

Antwort: Das NIG empfiehlt die Booster-Impfung diesen Herbst für alle ab zwölf Jahren. Aber auch Kinder und Babys ab dem sechsten Lebensmonat können geimpft werden. Wenn man weiß, dass das Kind noch nicht mit dem Virus in Kontakt gekommen ist, sollte noch eine Grundimmunisierung mit drei Impfdosen erfolgen. Gab es bereits Viruskontakt, reicht eine einmalig Auffrischung.

Frage: Nicht nur Covid, auch Influenza steht in den Startlöchern. Wann kommt die nächste Welle?

Antwort: Vergangenes Jahr waren die Infektionszahlen bereits Ende November sehr hoch. Üblicherweise ist der Höhepunkt der Grippesaison jedoch Ende Dezember oder auch erst im Jänner. Wie es heuer aussehen wird, kann derzeit noch niemand sagen. Fachleute befürchten jedoch, dass es auch dieses Jahr wieder zu vielen Infektionen kommen wird. Als Indikator dafür gilt Australien. Dort ist der Höhepunkt der Grippesaison bereits vorbei, und man hat hohe Infektionszahlen verzeichnet.

Frage: Wann ist der beste Zeitpunkt für die Influenza-Impfung?

Antwort: Die Grippeimpfaktion startet am 2. Oktober. Ab dann gilt auch die Empfehlung, sich impfen zu lassen. Die Immunisierung muss jedes Jahr aufs Neue erfolgen, weil sich die Influenza-Viren ständig verändern. Deshalb wird auch der Impfstoff jedes Jahr angepasst.

Frage: Kann man sich gegen Covid-19 und Influenza gleichzeitig impfen lassen?

Antwort: Grundsätzlich ist eine zeitgleiche Impfung möglich. Neigt man aber zu einer stärkeren Impfreaktion, sollte man mindestens zwei Wochen Abstand zwischen den Stichen halten. Aber auch wegen des Zeitpunkts sei es nicht immer ganz sinnvoll, beide Impfungen zu verbinden, gibt Virologin Redlberger-Fritz zu bedenken: "Die Impfung gegen das Coronavirus ist jetzt schon sinnvoll. Mit jener gegen Influenza kann man auch noch etwas zuwarten." Ende Oktober sei ein guter Zeitpunkt.

Frage: Zu den "großen drei" zählt auch das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV. Warum kann das gefährlich werden?

Antwort: RSV ist ein sehr häufiges Schnupfenvirus, in Österreich gibt es jedes Jahr gut 300.000 Infektionen. Zu den häufigsten Symptomen zählen Schnupfen, Husten, Halsschmerzen und Fieber. Etwa 1.530 der Erkrankten müssen im Krankenhaus behandelt werden. Die allermeisten Betroffenen, rund 85 Prozent, sind Babys unter einem Jahr. RS-Viren können leicht auf die unteren Atemwege übergreifen und sogar eine Lungenentzündung auslösen. Bei Babys sind die unteren Atemwege noch relativ eng, dadurch bekommen sie dann schlecht Luft und müssen zum Teil sogar beatmet werden.

Auch bei Personen ab 60 kann es zu schweren Verläufen kommen, weil ab diesem Alter das Immunsystem generell nicht mehr so effizient arbeitet. Und auch Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen wie Asthma sind gefährdet.

Frage: Seit diesem Jahr gibt es erstmals einen RSV-Impfstoff für Schwangere und ältere Personen. Warum ausgerechnet für diese Gruppen?

Antwort: Ältere Menschen gehören zur Risikogruppe, die Impfung ist für sie sehr sinnvoll. Schwangere sollen sich deshalb impfen lassen, weil die daraufhin ausgebildeten Antikörper auf das Baby im Mutterleib übergehen. Kinderarzt Peter Voitl erklärt: "Die Impfung wird für alle Frauen empfohlen, deren errechneter Geburtstermin zwischen September und März liegt." Nach der Geburt ist das Baby rund ein halbes Jahr lang geschützt. "Die Hochsaison für RSV beginnt in der Regel rund um Weihnachten und Neujahr. Leider fällt sie häufig genau in die Influenza-Saison", sagt der Kinderarzt.

Seit längerem gibt es bereits eine passive Immunisierung für Risikogruppen. Dazu zählen Frühchen, Säuglinge mit angeborenen Herzfehlern, neurologischen Erkrankungen oder Immundefekten. Diese monoklonalen Antikörper müssen jedoch einmal pro Monat verabreicht und chefärztlich genehmigt werden. Bereits zugelassen, aber noch nicht erhältlich ist eine weitere passive Immunisierung für Neugeborene und Säuglinge, die nur einmal während ihrer ersten RSV-Saison verabreicht werden muss. Vermutlich wird dieses Medikament 2024 in Österreich auf den Markt kommen.

Frage: Wo werden die Impfungen gegen Covid-19, Influenza und RSV angeboten?

Antwort: Anders als in den vergangenen Jahren wird es heuer keine Corona-Impfstraßen geben. Die Impfungen werden, wie auch schon zuvor, nicht österreichweit organisiert, das erledigt jedes Bundesland selbst. In Wien, Graz, Linz und Klagenfurt bietet etwa die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) Impfungen an, die Termine kann man online auf der ÖGK-Hompage buchen. Auch über die Hotline 1450 können Termine gebucht werden. Für September sind diese allerdings alle schon vergeben. Im Oktober werden aber neue Termine freigegeben.

Außerdem bieten zahlreiche niedergelassene Ärzte die Impfungen in ihren Praxen an. Welche das sind, und alle weiteren Impfmöglichkeiten, findet man auf impfen.gv.at. Auf gemmaboostern.at gibt es alle Infos zur Corona-Impfung (siehe auch Infokasten).

Frage: Was kosten die jeweiligen Impfungen?

Antwort: Die Corona-Impfung ist für alle gratis. Für die Influenza-Impfung wird österreichweit ein Unkostenbeitrag von sieben Euro eingehoben. Auch muss man den Impfstoff nicht mehr selbst besorgen, er ist an den jeweiligen Impfstellen lagernd. Für Kinder bis 18 und rezeptgebührenbefreite Personen ist die Immunisierung gratis.

Anders sieht es bei der RSV-Impfung aus. Diese ist selbst zu bezahlen und kostet 275,60 Euro. (Jasmin Altrock, 21.9.2023)