Seit Jahren schon hat Schweden mit exzessiver Bandengewalt zu kämpfen. Nun wird das Land von einer Mordserie erschüttert, binnen zehn Tagen sind sieben Menschen erschossen worden. Seit Juni wurden diesbezüglich im Schnitt fünf Tote pro Monat registriert. Die genauen Hintergründe dieser Bluttaten scheinen unklar zu sein. Als gewiss gilt aber, dass der "kurdische Fuchs" dabei eine Rolle spielt.

Tatort in Uppsala abgesperrt
Die Tatorte in Stockholm und Umgebung mehren sich.
IMAGO/Mickan Palmqvist/TT

Der "kurdische Fuchs" heißt laut Behörden mit wahrem Namen Rawa Majid. Die Erschießungen könnten aufgrund eines internen Konflikts in seinem kriminellen Netzwerk Foxtrot erfolgt sein. Medienberichten zufolge hat sich die einstige Nummer zwei der Bande, Ismail Abdo ("Erdbeere"), mit einem Teil der Gang abgespaltet, woraufhin die Gewaltspirale ihren Anfang nahm. Dabei wurde auch Abdos Mutter erschossen, während Majids Schwiegermutter wohl einem Attentat knapp entging. Zu den weiteren Opfern zählen auch mehrere Jugendliche, die von den schwedischen Banden gerne rekrutiert werden.

Die schwedischen Behörden haben schon einiges ausprobiert, um die Situation in den Griff zu bekommen, etwa deutlich mehr Polizeipräsenz und höhere Strafen – bislang aber ohne Erfolg. Am Dienstag erklärte Justizminister Gunnar Strömmer nach einem Krisentreffen, man wolle verhindern, dass Kinder und Jugendliche in die Machenschaften der Gangs hineingezogen werden. Vorschläge werden nun besprochen, Gegenmaßnahmen sollen im Laufe des Herbsts umgesetzt werden.

"Kurdischer Fuchs" mit goldenem Pass

Neben all dem Blutvergießen hat der "'kurdische Fuchs" auch für diplomatische Verstimmungen zwischen Schweden und der Türkei gesorgt. Rawa Majid, dessen Familie aus dem Irak stammt, ist in Uppsala aufgewachsen. Der 37-Jährige verbüßte bereits acht Jahre im Gefängnis wegen diverser Drogen- und Gewaltdelikte. 2018 zog er in die Türkei, zwei Jahre später nahm er im Rahmen des Programmes "Goldener Pass" die türkische Staatsbürgerschaft an. Dafür muss man 400.000 Dollar (374.000 Euro) im Land investieren.

Majid, davon gehen die schwedischen Behörden aus, führt seine Bande von Istanbul aus relativ ungestört weiter an. International wird er wegen Drogenhandels und Vorbereitung zum Mord gesucht, in Schweden gilt er als einer der meistgesuchten Verbrecher. Da er aber nun türkischer Staatsbürger ist, verweigert Ankara seine Auslieferung.

In den vergangenen Monaten schon kam es zu Spannungen zwischen den beiden Ländern, weil die Türkei lange den Nato-Beitritt Schwedens blockiert hat. Nun ist es laut der schwedischen Zeitung "Aftonbladet" zu einem weiteren heiklen Zwischenfall gekommen. Demnach wurden hochgeheime Informationen über den "kurdischen Fuchs", die die schwedischen Behörden ihren türkischen Kollegen zukommen ließen, auf dem Handy eines von Majids Bandenmitgliedern gefunden. Dem Bericht zufolge wird davon ausgegangen, dass ein türkisches Behördenmitglied diese weitergegeben hat. (red, 20.9.2023)