Die Zahl der Holz- und Metallboote im Hafen von Lampedusa ist nach der massiven Migrationswelle der vergangenen Woche stark gestiegen.
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Rom – Während die Migrationswelle in Richtung Lampedusa anhält, fordert der italienische Vizepremier und Verkehrsminister Matteo Salvini die sofortige Vernichtung aller Migrantenboote, die nach Seefahrten über das Mittelmeer in Italien eintreffen. "Die Vernichtung der Boote, die von den Schleppern beschlagnahmt wurden, ist eine moralische Pflicht. Damit entzieht man den Schleppern ihre Todeswerkzeuge", schrieb Salvini in sozialen Netzwerken.

Hunderte Holz- und Metallboote türmen sich unweit des Hafens Lampedusas. Ihre Zahl ist nach der massiven Migrationswelle der vergangenen Woche stark gestiegen. Die Bevölkerung der Insel urgiert schon seit Monaten die Entsorgung der Boote. Angesichts der guten Wetterlage wird in den nächsten Tagen mit weiteren Migrantenankünften gerechnet.

Chaotische Zustände 

Italiens Ex-Premier Giuseppe Conte besuchte am Mittwoch Lampedusa. Der Vorsitzende der oppositionellen Fünf-Sterne-Bewegung beklagte chaotische Zustände auf der Insel, auf der sich derzeit 1.761 Menschen, darunter 443 unbegleitete Minderjährige, aufhalten. Trotz ihrer Slogans sei es der Rechts-außen-Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni nicht gelungen, die Migrationsproblematik zu bewältigen, kritisierte Conte.

Meloni hatte bei ihrem Besuch auf Lampedusa in Begleitung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betont, dass sie im Moment keine europaweite Umverteilung von Migranten fordere. Das werde das Problem nämlich nicht lösen. "Wir müssen den Zustrom von illegalen Migranten von außen stoppen", sagte sie und forderte eine neue Marinemission mit Beteiligung der EU, um gegen die Schlepperbanden vorzugehen.

Von der Leyen hatte am Sonntag einen Zehn-Punkte-Plan vorgestellt, wie die EU auf die akute Krise reagieren könne. Dazu gehört die Entsendung von Personal der EU-Grenzschutzbehörde Frontex sowie der Europäischen Asylagentur EASO nach Lampedusa. Außerdem werde man versuchen, die Auszahlung von EU-Geldern an Tunesien zu beschleunigen. (APA, 20.9.2023)