Traktor auf Acker verwendet Pflanzenschutzmittel.
In Österreich gilt ein Teilverbot für Glyphosat auf sensiblen Flächen und im nichtberuflichen Bereich.
IMAGO/Martin Wagner

Brüssel – Die EU-Kommission hat am Mittwoch in Brüssel die weitere Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat empfohlen. Glyphosat ist noch bis 15. Dezember EU-weit zugelassen. Laut dem veröffentlichten Vorschlag dürfte das Mittel für weitere zehn Jahre in der EU zum Einsatz kommen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sah eine Wiederzulassung in ihrer letzten Bewertung unkritisch. Umweltschutzorganisationen warnen jedoch vor gefährlichen Auswirkungen.

Für den Einsatz in der EU sieht die Kommission bestimmte Bedingungen vor, etwa Maßnahmen zur Risikominderung. Ziel ist, zu verhindern, dass Glyphosat bei der Anwendung stark verweht wird. Die Mitgliedsstaaten dürften auch weiterhin auf nationaler Ebene Produkte verbieten, die Glyphosat enthalten. In Österreich gilt bereits ein Teilverbot auf sensiblen Flächen und im nichtberuflichen Bereich.

EU-Abgeordnete Wiener: "Hoch fahrlässig"

Die EFSA bewertet die von ihr untersuchten Risiken als nicht so groß, dass eine weitere Zulassung untersagt werden müsste. Aspekte, die nicht abschließend geklärt wurden, sind laut ESFA etwa ernährungsbedingte Risiken für Verbraucher und die Bewertung der Risiken für Wasserpflanzen. Eine aktuelle Studie des Pan Europe (Pestizid-Aktions-Netzwerk) im Auftrag der Grünen/EFA-Fraktion im EU-Parlament wies das Mittel in Gewässern in elf von zwölf EU-Staaten nach, darunter auch Österreich. Laut der grünen EU-Abgeordneten Sarah Wiener sind 85 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher gegen Glyphosat. "Die jüngste Einschätzung der EFSA war nicht aussagekräftig. Angesichts dessen eine Verlängerung um zehn Jahre vorzuschlagen ist hoch fahrlässig und widerspricht dem EU-Vorsorgeprinzip", kommentierte Wiener am Mittwoch.

Glyphosat tötet alle Pflanzen, die damit in Berührung kommen. Nach der Behandlung durch das Pflanzenschutzmittel sind die Äcker frei von Unkraut. Es zählt zu den weltweit am meisten eingesetzten Herbiziden und wurde vom US-Konzern Monsanto entwickelt, den der deutsche Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer übernahm. Mit dem Zukauf holte sich Bayer auch eine Klagewelle wegen der angeblich krebserregenden Wirkung von Glyphosat ins Haus. Behörden weltweit, darunter die US-Umweltbehörde EPA und die Europäische Chemikalienagentur, haben das Herbizid als nicht krebserregend eingestuft.

Der Vorschlagsentwurf soll am Freitag mit den Vertretern der EU-Staaten im zuständigen Ausschuss erörtert werden. Die Mitgliedstaaten müssen der Verlängerung final zustimmen. Dies wird nicht vor Mitte Oktober erwartet, eventuell auch später. (APA, red, 20.9.2023)