Laufend rechnen Studien vor, dass künstliche Intelligenz (KI) kaum eine Branche unberührt lassen wird. Manche Jobs werden sich verändern, andere wegfallen. Dass die Kulturszene als eine der ersten auf die Barrikaden steigen würde, hätte sie wohl selbst nicht geglaubt. KI macht den gern strapazierten Mythos vom Künstlergenie vollends obsolet.

Seit Monaten streiken Hollywoods Drehbuchautoren und – autorinnen wie auch Schauspielerinnen und Schauspieler.
AFP/VALERIE MACON

Hollywoods Drehbuchautoren und Darsteller, die fürchten, KIs könnten künftig für TV-Serien schreiben oder schauspielen, sind seit Monaten im Streik. Seit dem Sommer klagen Autorinnen und Autoren KI-Konzerne auf Urheberrechtsverletzung und werfen ihnen vor, ihr geistiges Eigentum widerrechtlich als Trainingsmaterial heranzuziehen. Sollten Ideen und persönlicher Stil als Früchte harter künstlerischer Arbeit tatsächlich nur vor anderen Menschen, nicht aber vor Maschinen geschützt sein? Gerichte sollen nun entscheiden.

Dass KIs nicht aufzuhalten sind, ist den Kulturschaffenden klar. Sie fordern kein Verbot, sondern ihren Anteil an der Wertschöpfung. Es geht darum, ob sie von ihrer Arbeit noch leben werden können. Das betrifft auch die Musiksparte, wo große Nachfrage nach billigen und in großer Menge verfügbaren Inhalten herrscht. Für einen fairen Umgang werden Hersteller offenlegen müssen, an welchen Datensätzen sie ihre KIs schulen – und Kulturkonsumenten müssen erfahren, ob sie gerade einer Künstlerin oder einer KI lauschen. (Michael Wurmitzer, 22.9.2023)