Als Giorgia Meloni vor einigen Wochen ihre ältere Schwester Arianna zur Chefin des politischen Sekretariats ihrer Partei machte, musste sie sich viele ironische Kommentare anhören: Das sei nun wohl die Art der Familienförderung, die von der Rechtsregierung ständig propagiert werde. Die Spötter hatten es umso leichter, als Ariannas Ehemann, also der Schwager der Regierungschefin, Landwirtschaftsminister ist.

Giorgia Meloni umgibt sich mit Getreuen.
Giorgia Meloni umgibt sich mit Getreuen.
EPA/MASSIMO PERCOSSI

Man könnte einwenden, dass das eben Ausdruck der altbekannten italienischen Vetternwirtschaft sei: die Regierung als Familienbetrieb. Bei Giorgia Meloni ist es aber mehr: Sie igelt sich im Familienbunker förmlich ein, umgibt sich nur mit ihren "fedelissimi", den Treuesten und ältesten Weggefährten in ihrer postfaschistischen Partei – eine Art Prätorianergarde nach altrömischem Vorbild. Die Losung der Meloni-Crew: immer zusammenhalten, keinen Millimeter zurückweichen, nie einen Fehler eingestehen.

Die bedingungslose Treue der eigenen Entourage mag hilfreich sein in stürmischen Zeiten, etwa in der aktuellen Migrationskrise auf Lampedusa. Aber sie birgt die Gefahr, dass die Koalition die Realität aus den Augen verliert. Die Stimmung kann sich in Italien erfahrungsgemäß schnell ändern, wenn die Wählerinnen und Wähler merken, dass sich in der Regierung alles nur noch um den eigenen ideologischen Nabel dreht, während eine Lösung für die echten Probleme auf sich warten lässt. Diesen Problemen – anhaltend starker Migrationsdruck, hohe Schulden, hohe Zinsen, massiver Kaufkraftverlust – hält auf Dauer auch der stärkste Bunker nicht stand. (Dominik Straub aus Rom, 25.9.2023)