Breitenseer Lichtspiele
Mit großen Bemühungen wird versucht, die Breitenseer Lichtspiele zu bewahren.
Thomas Gobauer

Die Breitenseer Lichtspiele sind das älteste Kino in Wien. Eigentlich – leider lässt sich das wegen verlorengegangener Papiere nicht mehr offiziell belegen – sogar das älteste noch geöffnete Kino der Welt. 1905 gründeten Theresia und Eduard Guggenberger ein Zeltkino. Vier Jahre später ließen sie sich in der Breitenseer Straße 21 im 14. Wiener Gemeindebezirk Penzing nieder. Genau dort gibt es das Kino noch heute. Ganze 53 Jahre lang wurde es später von Anna Nitsch-Fitz betrieben, die das Kino 2022 an ihre Nichte Christina Nitsch-Fitz und Dieter Mattersdorfer übergibt. Die Breitenseer Lichtspiele bleiben in der Familie. Nirgendwo kann man die Geschichte der Wiener Kinokultur besser spüren als an diesem Ort.

Vielfalt erhalten

Dass die Programmkinovielfalt in Wien etwas Bewahrenswertes ist, weiß die Stadt selbst. Seit 1999 gibt es die Wiener Kinoförderung. Betriebe, die eine entsprechend niveau- und gehaltvolle Programmgestaltung haben, sollen dadurch erhalten werden. "Wir sind froh über die Förderung, sie hilft strukturell, aber das reicht natürlich nicht aus", sagt Sabine Hofmann, die das Filmcasino leitet. Bei Programmkinos sei es wichtig, dass sie ihre eigene Identität haben, sagt Hofmann.

Das Burg-Kino zeigt nicht nur mehrmals die Woche den in der Wiener Kanalisation angesiedelten "Der dritte Mann" mit Orson Welles, sondern auch Horrorfilmklassiker wie "Texas Chainsaw Massacre" (1974) und John Carpenters "The Fog" (1980). Vom Filmarchiv Austria wird mit dem Metro-Kinokulturhaus ein Ort gelebter Film- und Kulturgeschichte betrieben, in dem durch kuratierte Retrospektiven sowie mit Programmschwerpunkten über 1.000 verschiedene Filme pro Jahr zu sehen sind.

Obwohl die Covid-Pandemie überstanden ist, kämpfen Programmkinos um Aufmerksamkeit und Förderungen. "Kino soll ein magischer Ort sein, in dem man gemeinsam mit anderen Menschen in andere Welten eintauchen kann", sagt Wiktoria Pelzer, die Geschäftsführerin des Stadtkinos. Seit März gibt es das Nonstop-Kinoabo, ein Modell, mit dem man um 22 Euro pro Monat unbegrenzt oft in 21 ausgewählte Programmkinos in ganz Österreich gehen kann. Hilft das? Und wie geht es den Programmkinobetreiberinnen und Betreibern wirklich?

Christina Nitsch-Fitz: "Positive Entwicklung bei den Breitenseer Lichtspielen"

"Je nach Aktualität des Films sind mal mehr oder weniger Besucher da, manchmal sind wir aber auch ausverkauft. Seit der Renovierung können wir eine positive Entwicklung bei den Besucherzahlen vermerken. Mit verschiedenen Formaten versuchen wir das Publikum zu erreichen. In unserer Reihe Kult-Kino zeigen etwa bekannte Persönlichkeiten wie Erni Mangold, Hermes Phettberg oder Ruth Beckermann ihre Lieblingsfilme. Die Kosten zu stemmen ist nicht leicht, deswegen belassen wir es bei einem kleinen Team und nehmen so gut wie alle Arbeitsbereiche selbst in die Hand. Bei uns suchen die Besucherinnen und Besucher das Besondere – und werden fündig."

Christina Nitsch-Fitz im Kinosaal.
Christina Nitsch-Fitz leitet gemeinsam mit Dieter Mattersdorfer die Breitenseer Lichtspiele.
Katharina Schiffl

Stefan Schramek: "Das Burg-Kino reagiert flexibel auf Programmlücken"

"Als Programmkino können wir flexibel auf Programmlücken reagieren – das ist ein Vorteil gegenüber den Großen. Aber auch mit den anderen Programmkinos zu konkurrieren, die teilweise mehr Förderungen bekommen, ist nicht immer ganz einfach. Im Burg-Kino läuft das Jahr aktuell aber gut, das liegt vor allem – aber nicht nur – an den für den Sommer ungewöhnlich großen Erfolgen von 'Barbie' und 'Oppenheimer'. Steigende Preise sind aber Themen, die uns beschäftigen. Wir haben Anfang des Jahres eine moderate Preiserhöhung vorgenommen, um die Kosten abzufedern. Vom Nonstop-Kinoabo sind wir überrascht, mittlerweile macht das zehn Prozent unserer Besucher aus."

Stefan Schramek im Kino. 
Stefan Schramek ist der Geschäftsführer des Burg-Kinos.
Minitta Kandlbauer

Wiktoria Pelzer: "Das Stadtkino hat sich von der Pandemie erholt"

"Der August ist in Wien immer ein schwieriger Monat, wir hatten auch wegen Bauarbeiten geschlossen. Seit September geht es aber wieder bergauf. In unserem Kino zeichnen wir zum Beispiel Live-Podcasts auf, es gibt auch das Frühstückskino oder die feministische Reihe Sisters Lumière. Während der Pandemie sind die Besucherzahlen eingebrochen, aber 2023 kommen wieder merkbar mehr Menschen. Die Inflation macht auch dem Stadtkino zu schaffen, aber wir wollen die Ticketpreise nicht erhöhen – das finde ich gerade kein richtiges Signal. Ein wichtiger Faktor ist auch das Nonstop-Kinoabo, dadurch wird der Kinobesuch wieder etwas Alltägliches, aber trotzdem Spannendes."

Wiktoria Pelzer
Seit letztem Jahr leitet Wiktoria Pelzer das Stadtkino.
Natascha Unkart & Isabelle Köhler (studio koekart)

Ernst Kieninger: "Das Metro Kinokulturhaus ist ein beliebtes Festivalzentrum"

"Bei uns ist schon absehbar, dass das Vor-Corona-Niveau erreicht wird. Wir bespielen das Metro-Kinokulturhaus mit kuratierten Retrospektiven und Programmschwerpunkten, dabei beträgt der Anteil österreichischer Produktionen rund 50 Prozent. Außerdem sind wir ein beliebtes Festivalzentrum, fast alle bedeutenden Filmfestivals der Stadt benutzen uns als Spielstätte. Wir wollen durch Diskussionen und Gäste auch im regulären Spielbetrieb Festivalatmosphäre erzeugen. Auf die hohen Energiepreise haben wir mit proaktivem Energiemanagement reagiert, also einer Reduktion der Klimatisierung und einer leichten Absenkung der Raumtemperaturen in der Heizperiode."

Ernst Kieninger ist der Direktor des Filmarchivs Austria.
Metro Kinokulturhaus

Sabine Hofmann: "Im Filmcasino müssen wir kreativ sein"

"Wir haben dieses Jahr sogar bessere Besucherzahlen als 2019. Das liegt besonders im Sommer auch an 'Barbie', den bis Mitte August über 6.500 Menschen bei uns gesehen haben. Als Einsaalkino muss man ohnehin kreativer sein: Gute Publikumsreaktionen sind oft mit Mehraufwand verbunden. Wir haben eine konstante Besucher- und Besucherinnenanzahl durch das Nonstop-Kinoabo, ein gesundes Wachstum ist erkennbar. Schade für Nonstop ist freilich, dass Universal und teilweise Disney nicht dabei sind und deswegen manche Filme ausgeschlossen sind. Die eigene Identität ist wichtig für ein Programmkino, ein vielfältiges Qualitätsprogramm mit einer persönlichen Note, in dem sich die Besucherinnen und Besucher wiederfinden können." (Jakob Thaller, 25.9.2023)

Sabine Hofmann.
Sabine Hofmann ist die Chefin des Filmcasinos.
Peter Schmidt