Einen Tag nach dem terroristischen Anschlag serbischer Gruppen auf die kosovarische Polizei im Norden des Kosovo, bei dem ein Polizist und drei Angreifer getötet wurden, gab der italienische Außenminister Antonio Tajani bekannt, dass daran gearbeitet werde, die Präsenz der Nato-geführten Kfor-Truppen im Norden Kosovos zu verstärken. Die Kfor sorgt im Kosovo für ein sicheres Umfeld. Westliche Diplomaten, die nach Prishtina kamen, versicherten indes ihre Solidarität mit dem Staat Kosovo und der kosovarischen Polizei.

Video: Gegenseitige Schuldzuweisungen nach Angriff auf Polizisten im Kosovo
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Für Unruhe sorgten Berichte über angebliche Bewegungen serbischer Militärfahrzeuge in der Nähe der Grenze. Am Freitag vergangene Woche berichteten bereits einige serbische Medien, dass sich eine Kampffahrzeugkolonne der serbischen Armee in Kuršumlija in der Nähe der Grenze zum Kosovo befinde. Eine Militärfahrzeugkolonne, sich aus Richtung Kraljevo nach Raška bewegte, wurde zuvor gefilmt. In Serbien hieß es, es handle sich um reguläre Aktivitäten.

Der kosovarische Innenminister Xhelal Sveçla gab indes bekannt, dass in den von den Angreifern zurückgelassenen Fahrzeugen in der Nähe des Klosters Banjska im Norden des Kosovo Dokumente von Milan Radoičić gefunden worden seien. Radoičić ist der Vizechef der von der serbischen Regierung kontrollierten stärksten serbischen Partei im Norden des Kosovo, der Srpska Lista. Das kosovarische Innenministerium geht davon aus, dass Radoičić in den Angriff auf die kosovarische Polizei involviert war. Auch sein Waffenschein mit einer Genehmigung für sechs Schusswaffen sei in einem Fahrzeug gefunden worden.

Innenministerium: Anschlag möglicherweise vorbereitet

Das bosnische Medium Istraga berichtete, dass Radoičić bei dem Angriff verletzt worden sein soll und sich in Serbien im Spital befinde. Radoičić ist eine bekannte Figur im Norden Kosovos. In einem Interview mit der Plattform Birn, das posthum veröffentlicht wurde, identifizierte Oliver Ivanović, ein moderater kosovo-serbischer Politiker, Radoičić als eines der wichtigsten Machtzentren im Norden des Kosovo und äußerte seine Sorge, dass Präsident Vučić Radoičić als Hüter Serbiens bezeichnet hatte. Ivanović, der Kritik an der Politik Serbiens geäußert hatte, wurde 2018 auf offener Straße erschossen.

Das kosovarische Innenministerium meinte nun zudem, dass die hohe Anzahl an schweren Waffen, Uniformen und Fahrzeugen, die beschlagnahmt worden waren, darauf hinweise, dass der Anschlag von langer Hand vorbereitet war. "Es erfordert monatelange Vorbereitung. Dies kann nicht ohne die Beteiligung der Führung des serbischen Staates geschehen, und wir wissen sehr gut, dass Milan Radoičić und seine Anhänger eines der Elemente sind, die dem serbischen Staat dabei helfen, Instabilität im Kosovo herbeizuführen", sagte Sveçla.

Der Einsatz der Polizei im Ort Banjska dauerte am Montag noch an.
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Vučić gab Kurti die Schuld

Der Einsatz der Polizei im Ort Banjska dauerte am Montag noch an. Journalisten hatten keinen Zutritt. "Das Feld wurde noch nicht geräumt. Es wird einige Zeit dauern, alles zu klären. Es gibt eine Überwachung durch internationale Organisationen, und alles geschieht unter der Leitung der Staatsanwaltschaft und der professionellen Arbeit der Polizei", sagte der kosovarische Innenminister.

Der serbische Präsident Aleksandar Vučić hatte am Sonntag gesagt, dass Serbien nichts mit dem Anschlag auf die kosovarische Polizei und mit den Aktionen der militanten serbischen Truppe im Norden Kosovos zu tun hat. Er meinte außerdem, dass der kosovarische Premier Albin Kurti an allem schuld sei. (Adelheid Wölfl, 25.9.2023)