Ein Koboldmaki mit großen Augen klammert sich an einen Ast.
Säugetiere wie dieser Koboldmaki konnten sich nach dem Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren facettenreich entwickeln. Doch in 250 Millionen Jahren könnte Schluss sein.
REUTERS / Rina Ota

Das Antlitz der Erde ist, über lange Zeiträume betrachtet, enormen Veränderungen unterworfen. Die heutigen Kontinente und ihre Lagen sind nur eine geologische Momentaufnahme, durch die Plattentektonik sind die Landmassen ständig in Bewegung. Forschende gehen davon aus, dass die Kontinente in etwa 250 Millionen Jahren wieder zu einem einzigen Superkontinent verschmelzen werden. Zuletzt gab es eine solche Gesamtlandmasse im Jura vor etwa 150 Millionen Jahren, genannt Pangaea.

Superkontinent Erde
Das Bild der Erde wird sich auch in Zukunft stark verändern. In etwa 250 Millionen Jahren werden die Landmassen wieder einen Superkontinent bilden.
Alex Farnsworth

Die möglichen Bedingungen auf dem Superkontinent der fernen Zukunft haben Forschende nun mithilfe von Supercomputern simuliert. Sie entwickelten Klimamodelle, um Temperaturen und Luftfeuchtigkeitsmuster abzuschätzen, und kommen im Fachblatt "Nature Geoscience" zu einem bemerkenswerten Befund: Diese Landmasse wird extrem heiß und trocken sein, Säugetiere dürften den künftigen Superkontinent wahrscheinlich nicht (lange) bewohnen. Das Zeitfenster, in dem Menschen und andere Säuger auf der Erde theoretisch existieren könnten, schließe sich wohl Milliarden Jahre früher als bisher angenommen, wie das internationale Forschungsteam berichtet.

Kritische Grenze

Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius über einen längeren Zeitraum sind für viele Säugetierarten tödlich, wobei hohe Luftfeuchtigkeit den Hitzestress noch verstärkt. Der aktuell durch den Menschen verursachte Klimawandel wird Fachleuten zufolge dazu führen, dass die physiologische Überlebensgrenze von Säugetieren in einigen Regionen der Erde überschritten werden wird. Ein Teil des Planeten dürfte aber selbst bei extremer Erwärmung für Säugetiere bewohnbar bleiben.

Superkontinent Pangaea Ultima
Bei den prognostizierten Temperaturen auf dem künftigen Superkontinent der Erde dürfte es für Säugetiere sehr eng werden.
University of Bristol

Bisher sei man davon ausgegangen, dass die klimatischen Bedingungen die Erde erst in einigen Milliarden Jahren für Säugetiere gänzlich unbewohnbar machen würden, sagte Jonathan Buzan von der Universität Bern, einer der Studienautoren. "In einigen Milliarden Jahren wird die Sonneneinstrahlung so stark sein, dass die Erde überhitzt", sagte Buzan. Nun hat der Forscher mit seinen Kolleginnen und Kollegen in Klimamodellen simuliert, wie sich die Temperaturen entwickeln könnten, wenn sich in 250 Millionen Jahren ein neuer Superkontinent formt. "Wir wussten, dass auf früheren Superkontinenten wie Pangaea die Temperaturen jeweils stark anstiegen", sagte Buzan. "Wir wollten deshalb herausfinden, wie es beim nächsten Superkontinent aussehen könnte."

Kaum Regen, stärkere Sonne

Das Resultat: Durch die veränderten geologischen und geografischen Bedingungen erhöhen sich die atmosphärischen Kohlendioxidwerte stark, was zu steigenden Temperaturen und Trockenheit führen würde. Zu den veränderten Bedingungen gehören beispielsweise die Küstenlinien, die dann weit voneinander entfernt sind, sodass im Inneren des Superkontinents kaum Regen fällt.

Die vorhergesagte großteils tropische Lage des Superkontinents könnte diese Hitze verschlimmern. Zudem wird die Sonneneinstrahlung in 250 Millionen Jahren rund 2,5 Prozent stärker sein als heute. Die Forscherinnen und Forscher berechneten in der Studie, dass durch die verschiedenen Prozesse nur wenige Prozent der Landmasse bleiben könnten, die für Säugetiere theoretisch bewohnbar wären. Das wäre womöglich kaum ausreichend, um Arten dauerhaft zu erhalten.

Die Forschenden betonen, dass ihre Vorhersagen unsicher sind und auf heutigen Annahmen über den künftigen Superkontinent beruhen. Sie geben auch zu bedenken, dass das Aussterben der Säugetiere durchaus auch schon früher eintreten könnte – durch evolutionäre oder mit dem Menschen zusammenhängende Prozesse. Der Zeitraum von 250 Millionen Jahren sei aus dem Blickwinkel der Geologie jedenfalls klein, sagte Buzan. "Erste Säugetiere entstanden vor etwa 300 Millionen Jahren." Sollten in 250 Millionen Jahren tatsächlich die letzten Säugetiere leben, wäre die Ära dieser Tierklasse nur ein kleiner Teil der Planetengeschichte. (dare, APA, 27.9.2023)