"Meine Tochter liebt es, sich in den flauschigen Haufen einzugraben"

Sigrid Horn zählt zu den wichtigsten Stimmen der heimischen Songwriter-Szene. Am 27. Oktober präsentiert sie im Wiener Porgy & Bess mit Streichquartett ihr drittes Album:
Sigrid Horn zählt zu den wichtigsten Stimmen der heimischen Songwriter-Szene. Am 27. Oktober präsentiert sie im Wiener Porgy & Bess mit Streichquartett ihr drittes Album: "Nest".
Katharina Grossow

Musikerin Sigrid Horn spielte als Kind viel mit einer Plüschkatze, die nun im "Stofftiertempel" ihrer Tochter wohnt.

"Seit ich Mutter geworden bin, habe ich irgendwie einen anderen Bezug zu Objekten. Früher habe ich viele Dinge, an denen Erinnerungen hängen, gehortet. Irgendwann wurden sie aber zu viele. Ich merkte, dass ich Erinnerungen anders aufheben muss, damit meine Wohnung nicht vollends übergeht.

Der praktische Nutzen von Gegenständen ist mir inzwischen viel wichtiger. Wie etwa bei einem simplen Stoffsack, den mir vor zwei Monaten eine Freundin geschenkt hat. In dem Sack sind alle Stofftiere beisammen, mit denen meine zweijährige Tochter spielt. Er dient uns als Sitzsack und als cooles Schiff, auf dem sich mein Kind durch die Wohnung ziehen lässt. Der Sack ist also enorm vielseitig.

Die Stofftiere, die davor verstreut herumgelegen sind, haben nun ein gemeinsames Zuhause. Mir ist bewusst geworden, welche Stofftier-Fans wir in der Familie offenbar sind. In dem Sack ist zum Beispiel ein alter Teddybär meiner Mutter oder eine Plüschkatze, mit der ich schon als Kind gespielt habe. Meine Tochter liebt es, sich in diesen flauschigen Haufen einzugraben. Die Tiere sind ihre Begleiter. Dass sie über Generationen weitergegeben und verwendet werden, finde ich sehr schön."

"Darin zu sitzen bedeutet für mich Glück"

Philosophieprofessor Robert Pfaller verbringt viel Zeit auf seinem Bergbauernhof. Vergangenes Jahr erschien sein Buch
Philosophieprofessor Robert Pfaller verbringt viel Zeit auf seinem Bergbauernhof. Vergangenes Jahr erschien sein Buch "Zwei Enthüllungen über die Scham".
Katharina Grossow

Der Philosoph und Professor Robert Pfaller kennt seinen Alfa Romeo vom Interieur bis zum Logo auswendig.

"Wie alle Autos von Alfa Romeo trägt mein Wagen ein Logo, auf dem ein rätselhaftes Tier zu sehen ist: eine Schlange, die einen Menschen entweder verschlingt oder aber ihn ausspuckend gleichsam gebiert. Möglicherweise handelt es sich um ein Mischwesen, bei dem ein halber Mensch die Zunge einer Schlange bildet. Es sind viele Deutungen möglich. Ich brauche meinen Alfa Romeo 156 Q4 Crosswagon, Baujahr 2005, da ich einen großen Teil des Jahres auf einem abgelegenen Bergbauernhof verbringe. Zu dem gibt es keine asphaltierte Zufahrt. Meine Eltern hatten es damals abgelehnt, den Boden versiegeln zu lassen.

Da im Winter die steilen Feldwege vereist sind, braucht man Allradantrieb. Ich bin sehr froh, dass ich vor Jahren ein gebrauchtes Exemplar billig bekommen habe. Seinerzeit war das Auto wohl eine Art aufwendiges Technologieexperiment, es wurden nur 5000 Stück gebaut. Es ist kein SUV, sondern die zweckmäßige, maßvoll geländetaugliche Kombi eines Autos, das bei seinem Erscheinen 1997 von den Fachjournalisten zum schönsten Auto der Welt gewählt wurde. Es anzusehen oder darin zu sitzen, umgeben von liebevoll gestaltetem, bequemem Interieur, bedeutet für mich jedes Mal eine Erfahrung von Glück." rec

"Beim Tippen wackelt der Tiger mit dem Kopf"

Die Autorin Karin Peschka lebt in Eferding und Wien. 2023 erschien ihr aktuelles Werk
Die Autorin Karin Peschka lebt in Eferding und Wien. 2023 erschien ihr aktuelles Werk "Dschomba".
Katharina Grossow

Schriftstellerin Karin Peschka hat eine besondere Beziehung zu Tigern, seit sie den Roman "Tracys Tiger" gelesen hat.

"Der Wackelkopftiger begleitet mich schon lange. Dabei weiß ich gar nicht mehr, seit wann und woher ich ihn habe. Er erinnert mich an eines meiner Lieblingsbücher, Tracys Tiger von William Saroyan. Ein Autor, der bei uns nicht so bekannt ist und den ich sehr schätze. Tracys Tiger ist ein Roman aus dem Jahr 1951 und 1989 in deutscher Übersetzung auch als Taschenbuch erschienen. In diesem Jahr kam mein Sohn zur Welt. Ein Lichtblick in einer für mich schwierigen Zeit.

Das Buch hat meinen Kosenamen für ihn geprägt: Tiger. Sogar heute begrüße ich ihn manchmal noch so. Und der Wackelkopftiger? Der ist immer irgendwo dabei. Früher, als ich noch nicht freiberuflich war, am jeweiligen Arbeitsplatz. Gut, dass der Tiger nicht reden kann.

Gerade sitzt er neben mir. Manchmal, wenn mein Blick auf ihn fällt, rezitiere ich freihändig William Blakes The Tyger: ‚Tyger Tyger, burning bright, / in the forests of the night; / What immortal hand or eye / Could frame thy fearful symmetry?"

Mehr als diese Strophe kann ich nicht. Der Tiger schaut ein bisschen vorwurfsvoll und wackelt mit dem Kopf. Das macht er immer, wenn ich tippe, denn mein Schreibtisch wackelt auch ein wenig." (RONDO, 29.9.2023)

Die Protokolle sind am 29. September im Magazin Rondo Exklusiv entstanden. Das Heft dreht sich rund um die Katze.