Ein Tischlerin bei der Arbeit.
Arbeitsmarktpolitische Programme sollen Frauen und Mädchen unter anderem ein breites Bild ihrer beruflichen Möglichkeiten liefern.
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Arbeitsmarktpolitische Frauenprogramme gelten als wesentlich, um strukturelle Benachteiligung am Arbeitsmarkt zu beseitigen. Nun schlagen Frauen- und Mädchenberatungsstellen Alarm, dass genau diese arbeitsmarktpolitischen Förderprogramme des Arbeitsmarktservice (AMS) gekürzt werden könnten. Konkret hätten schon einzelne Einrichtungen Informationen erhalten, dass sie von Kürzungen betroffen seien, so das Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen.

Der feministische Verein Equaliz in Klagenfurt hat bereits vom AMS die Information erhalten, dass es im Jahr 2024 bis zu einem Drittel weniger Budget für Kurse erhalten wird. Der Verein bietet Mädchen und jungen Frauen Orientierung bei der Wahl der vielen verschiedenen Berufe und Vernetzung für Betriebe und Ausbildungsinstitutionen. Damit sollen Mädchen nicht nur Friseurin oder Einzelhandelskauffrau auf dem Radar haben. Die Kürzungen bei den Kursen betreffen nun konkret Angebote für junge Frauen, die aus unterschiedlichsten Gründen den Einstieg in den Arbeitsmarkt noch nicht geschafft haben oder sich umorientieren möchten.

Nicht nur traditionelle "Frauenberufe"

Bereits im Juli dieses Jahres hieß vonseiten des AMS, dass es sich im kommenden Jahr auf weniger öffentliche Mittel einstelle, unter anderem weil weniger Arbeitslose erwartet würden. "Die teils positiven Veränderungen am Arbeitsmarkt bedeuten nicht, dass keine weitere Frauenförderung in diesem Bereich gebraucht wird", sagt die Leiterin des Vereins Equaliz, Christine Erlach. Vielmehr müsste die Arbeit an Aufstiegschancen, Einstieg in den Arbeitsmarkt oder Mädchen für Berufe zu motivieren, die traditionell keine "Frauenberufe" sind, weitergehen, "sonst fallen wir bei Gleichstellung am Arbeitsmarkt noch weiter zurück".

Beim Gender-Pay-Gap liegt Österreich mit 18,8 Prozent unter dem EU-Durschnitt von 12,7 Prozent bei den durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten von Frauen und Männern. Die Lücke bei den Pensionen liegt derzeit in Österreich bei 41 Prozent und die Teilzeitquote bei 50,7 Prozent. Frauen sollten in besser bezahlte Berufe gehen und nach der Geburt eines Kindes rasch wieder in den Arbeitsmarkt einsteigen – so die vielzitierten Rezepte gegen diese Geschlechterschieflage, die auch Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) stets hervorhebt.

Die arbeitsmarktpolitischen Programme sind jedenfalls gut ausgelastet, wie das Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen betont. Geschäftsführerin Sophie Hansal kritisiert die derzeitige Unsicherheit für Mitarbeiter:innen und für die Frauen und Mädchen, die gerade in ihren Ausbildungen oder beim Widereinstieg nach der Karenz begleitet werden. Allerdings gibt es generell Budgetzusagen jeweils nur für ein Jahr. Die Ankündigungen der Kürzungen für das AMS und erste konkrete Informationen über Budgetkürzungen für Vereine hätten diese Unsicherheit noch verschärft.

Ausbau statt Kürzung

Manuela Vollmann, Geschäftsführerin von "Abz Austria", fordert, dass Nonprofitträger für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen des AMS künftig Dreijahresverträge bekommen. Damit können langjährig aufgebaute Strukturen gesichert werden, zudem könne verhindert werden, dass gute Trainerinnen und Beraterinnen und deren Know-how verlorengehen, sagt Vollmann.

Evaluierungen zu den drei großen AMS-Programmen – "Wiedereinstieg mit Zukunft", "Frauen in Handwerk und Technik" (FIT) und die Frauenberufszentren (FBZ) – zeigen, dass diese wirken, sagt Vollman. Gerade hier zu kürzen würde großen Schaden bedeuten – sowohl arbeitsmarkt- als auch gleichstellungspolitisch. "Gerade weil wir einen Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel haben, brauchen wir diese Programme, Frauen sind hier ein großes Potential – es braucht einen Ausbau der Programme, keine Kürzung", sagt Vollmann.

Aus dem Ministerium für Wirtschaft und Arbeit heißt es auf Nachfrage des STANDARD, dass es nicht nachvollziehbar sei, warum während laufender Budgetverhandlungen "vorschnelle Annahmen bezüglich der Dotierung des Frauenbudget getroffen werden. "Selbstverständlich handelt es sich bei den angesprochenen Programmen und Beratungsstellen um wichtige arbeitsmarktpolitische Instrumente, die auch weiterhin zentrale Berücksichtigung in der Arbeitsmarktpolitik finden sollen", heißt es aus dem Ministerium.

Auch das AMS verweist auf die derzeit laufenden Verhandlungen mit dem Bundesministerium und dem Finanzministerium über das AMS-Budget 2024.

Die Mittel für die arbeitsmarktpolitische Frauenprogramm (Frauen AMP) bestehen im Wesentlichen aus vier Säulen: Frauen in Handwerk und Technik (FiT), die Frauenberufszentren (FBZ), Wiedereinstieg mit Zukunft und Kompetenz mit System wurden in der Corona-Zeit von 55 auf Millionen auf 60 Millionen Euro erhöht. "Es wurden bereits vielerorts Gespräche geführt, die hoffen lassen, dass diese 60 Millionen für das Frauen-AMP zumindest weiter ungekürzt bestehen bleiben", heißt es vonseiten des AMS. (Beate Hausbichler, 27.9.2023)