Gemäldegalerie Akademie der bildenden Künste
Die Schau der Kuratorin Sabine Folie präsentiert sich durchgehend als leicht bekömmlich und kratzt nicht nur an der Oberfläche.
Iris Ranzinger

Die Armen bitten um Brot, und weil die Obrigkeiten heute besonders gut gelaunt sind, bekommen sie etwas noch Gehaltvolleres: eine Ausstellung. Mit diesem satirischen Cartoon von John Leech aus dem Jahr 1843 begrüßt die neue Ausstellung in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien. History Tales. Fact and Fiction in History Painting eröffnet an diesem Mittwoch und setzt sich mit der Darstellung historischer Ereignisse in der Malerei auseinander. Der Zeitrahmen ist breit abgesteckt, von Lucas Cranach im 16. Jahrhundert bis Alexander Kluge 2023. Man unternimmt einen Streifzug durch die Geschichte, der sogar schon in der Antike beginnt.

Die Räume sind in 13 thematische Szenarien aufgeteilt, Besucherinnen und Besucher wandern durch Tempelbauten, werden Zeugen historischer Schlachten und erleben den Vulkanausbruch von Pompeji mit. Es läge nahe, dass bei einer solchen Bandbreite der Informationsüberschuss lähmt, doch dem ist nicht so: Die Schau der Kuratorin Sabine Folie präsentiert sich durchgehend als leicht bekömmlich und kratzt nicht nur an der Oberfläche. Sie geht in die Tiefe, ohne zu überborden, und überlässt dem Publikum die Entscheidung, wie tief es in die Materie eintauchen möchte.

Mal ernst, mal humoristisch

Optischer Blickfang ist jeweils ein Kommentar aus der zeitgenössischen Kunst zum historischen Geschehen: Eine Fotografie von Eleanor Antin oder eine Videoinstallation von Alexander Kluge etwa greifen Geschichtsdarstellungen auf und bewerten diese mal ernst, mal humoristisch.

Besonders gelungen ist diesmal auch die Ausstellungsarchitektur. Eingezogene Wände sorgen für das nötige Platzangebot und kontextualisieren die Sujets auf kluge Weise: So wird unter anderem der Kupferstich eines Triumphbogens nach Rubens von zwei Malereien des alten Meisters flankiert. Rund 300 Werke umfasst die Schau, das Gesammelte ist so umfangreich, dass die Kupferstiche zur Halbzeit ausgetauscht werden müssen. (Caroline Schluge, 26.9.2023)