Stau auf der Tauernautobahn bei Salzburg.
Rückreiseverkehr aus dem Süden und die Tunnelbaustelle zwischen Werfen und Golling verursachen Stau auf der Tauernautobahn.
APA/FMT-PICTURES

Auch ein angekündigter Stau bleibt nicht aus, wenn gewisse Faktoren aufeinandertreffen: Auf der Tauernautobahn (A10) in Salzburg gehen seit Beginn der Großbaustelle an den Tunneln zwischen Golling und Werfen die Wogen hoch. Am ersten Wochenende der Tunnelsanierung mit einem enormen Rückreiseverkehr aus dem Süden kam es bereits zum Megastau mit bis zu vier Stunden Verzögerung. Und auch am vergangenen Wochenende stauten sich die Autofahrer nicht nur auf der Tauernautobahn, wo nur eine Tunnelröhre mit Gegenverkehr geöffnet war.

Der Ausweichverkehr brachte an den Rückreisewochenenden Orte wie Golling, Werfen oder Kuchl verkehrstechnisch völlig zum Erliegen. Auf der Katschberg- und der Salzachtal-Straße gab es kein Weiterkommen mehr. Das regt vor allem Einheimische und Pendler auf.

Verkehrsgipfel gefordert

Der Salzburger Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) fordert daher Verbesserungen beim Baustellenmanagement und will Verkehrsgipfel einberufen. "Ich erwarte mir, dass man sich die Verkehrsprognosen noch einmal genau ansieht. Ich befürchte, dass der Transitverkehr allgemein unterschätzt wurde", sagt Schnöll. Er stellt infrage, ob es tatsächlich nicht anders gehe, als diese fünf Tunnel gleichzeitig zu sanieren, und wirft die Möglichkeit einer etappenweisen Sanierung in den Raum. Und das, obwohl die Genehmigung für die Baustelle vom Referat für Verkehrsrecht im Land Salzburg selbst erteilt wurde.

Einzelsanierung von jeweils nur einem Tunnel würde die Bauzeit auf zehn Jahre verfünffachen und zu einer vielfach höheren Belastung der Bevölkerung führen, erteilt die Asfinag Schnölls Ansinnen eine Absage. Druck kommt auch von den Bürgermeistern der Anwohnergemeinden, dem Regionalverband Tennengau, der Wirtschaftskammer sowie von Arbeiterkammer (AK), Industriellenvereinigung (IV) und der Seilbahnwirtschaft, die im Winter Umsatzeinbußen fürchten.

Doch die Asfinag besteht auf die gewählte Variante, bei der alle fünf Tunnel auf der Strecke zwischen Werfen und Golling gleichzeitig saniert werden. Es werde der optimale Zeitplan und Bauablauf umgesetzt, und daran werde sich auch nichts ändern, heißt es vom Autobahnbetreiber. Die baulich ältesten Autobahntunnel Österreichs würden damit auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden, um die Verkehrssicherheit auf der A10 zu gewährleisten.

Sommerpause

Diese zweite Bauphase, bei der jeweils eine Tunnelröhre gesperrt ist und in der zweiten Röhre Gegenverkehr herrscht, laufe bis Juni 2024. Nach drei Monaten Sommerpause soll dann im September 2024 die dritte Bauphase beginnen, in der erneut nur eine Tunnelröhre in Betrieb ist. Die Verkehrsfreigabe der sanierten Tunnel ist dann für Juni 2025 geplant. Zwei Jahre lang könnte es also zu Staus auf der Tauernautobahn kommen.

Daher wollen nun einige Interessengruppen den Bauplan ändern. DER STANDARD hat die verschiedenen Vorschläge und Punkte zusammengefasst:

·Baustellenpause im Winter Wie für den Sommer 2024 geplant, soll die Sanierung der Tunnel auch in der Wintersaison zwischen dem Beginn der Weihnachtsferien und dem Ende der Semesterferien stillstehen. Das fordert der Regionalverband Tennengau mit der Seilbahnwirtschaft und dem Raiffeisenverband Salzburg etwa in einem offenen Brief an die Asfinag. Tagestouristen und Winterurlauber würden nicht auf den öffentlichen Verkehr umsteigen, argumentieren sie.

·Drei statt zwei Schichten Regionalverband, Seilbahner und Raiffeisen wollen wissen, warum nur in zwei Schichten und nicht in drei saniert werde, um die Bauzeit zu verkürzen.

·Abfahrtssperren Wie auch in den Sommermonaten sollen permanente Abfahrtssperren an den Autobahnausfahrten eingeführt werden, fordert Salzburgs ArbeiterkammerPräsident Peter Eder. Nur einheimische Kennzeichen dürften dann die Ausweichrouten im Fritztal oder am Pass Lueg nehmen. Auch Verkehrslandesrat Schnöll ist für Abfahrtssperren, sofern diese nicht die Salzburger zahlen müssten. Der Salzburger Wirtschaftskammer-Präsident Peter Buchmüller will Abfahrtssperren für den Transitverkehr. Schnöll kann sich überhaupt ein Verbot für den Transitverkehr vorstellen.

·Blockabfertigungen und Fahrverbote für Lkws Nach Tiroler Vorbild will Eder auch ein Dosiersystem für Lastwagen einführen sowie das Lkw-Wochenendfahrverbot ausdehnen und vorverlegen.

Für Pendler wurde übrigens das Öffi-Angebot von ÖBB und Postbus während der Bauarbeiten um mehr als 20 zusätzliche Busse und Züge und 6000 Sitzplätze ausgebaut. Das Angebot werde zwar genutzt, der Umstieg auf Öffis halte sich laut Salzburger Verkehrsverbund aber in Grenzen. (Stefanie Ruep, 27.09.2023)