"Bares für Rares XXL" nennt sich das Sonderformat, das im ZDF auch in 90-minütiger Länge zur Primetime ausgestrahlt wird. Anfang September etwa, als ein vermeintlicher "Betonklotz mit zwei Antennen" für Spötteleien sorgte. Dabei handelte es sich um einen sogenannten "Weltempfänger" von Isa Genzken, von dem die deutsche Künstlerin seit 1987 mehrere Fassungen in unterschiedlichen Formaten und Ausführungen fertigte, wie Experte Detlev Kümmel in der Sendung erläuterte.

Auf die Frage, wie viel er denn dafür haben wolle, antwortete der Verkäufer Jörg F. zur Verblüffung Horst Lichters selbstbewusst: "30.000 Euro" sollten es schon sein. Eine Schätzung, die Kümmel bestätigte: Auch 35.000 Euro seien noch realistisch.

"Bares für Rares"-Händlerin Susanne Steiger (M.) kaufte die Skulptur von Jörg F. (re.) für 16.000 Euro. Sotheby's stellte ihr einen Versteigerungserlös zwischen 30.000 und 50.000 Euro in Aussicht.
ZDF Bares für Rares, Screenshot STANDARD

Das Interesse unter der Händlerschaft hielt sich in Grenzen, einzig die auf Juwelen spezialisierte Susanne Steiger ließ sich zu einem Angebot von 16.000 Euro hinreißen. Deal: 6.000 Euro bezahlte sie dem Intensivpfleger aus Berlin in bar, 10.000 Euro sollten per Überweisung folgen.

Rechtliche Bedenken

Wie das deutsche Kunstmagazin "Monopol" am Tag nach der Ausstrahlung der Sendung (6.9.2023) berichtete, war die Skulptur aus dem Jahr 2011 bei Sotheby’s in Köln gelandet: ausgestattet mit einem Schätzwert von 30.000 bis 50.000 Euro. Als die Onlineauktion Ende vergangene Woche mit einem Umsatz von etwas mehr als zwei Millionen zu Ende ging, gehörte Genzkens Skulptur nicht zu den verkauften Objekten: Denn der "Weltempfänger" war noch vor der Versteigerung zurückgezogen worden. Konkret auf Veranlassung des Betreueranwalts der Künstlerin, wie DER STANDARD in Erfahrung brachte.

Zur Herkunft der Skulptur hatte Jörg F. in der Sendung erzählt, dass Genzken ein paar Tage bei ihm verbracht haben soll, als es ihr nicht gut ging. Als Dankeschön habe er dann dieses Objekt bekommen. Wann das gewesen sein soll, blieb unklar. Die Künstlerin war jedoch über einen längeren Zeitraum in stationärer psychiatrischer Behandlung, wie sie dem "Tagesspiegel" 2016 in einem Interview bestätigte.

An der Wirksamkeit dieser Schenkung bestehen deshalb erhebliche rechtliche Bedenken, wie Genzkens Erwachsenenvertreter auf Anfrage bestätigt. Bis zur Ausstrahlung der Sendung sei diese Schenkung nicht bekannt gewesen, ebenso wenig, dass Jörg F. als Pfleger für die Künstlerin tätig gewesen sei und wie er mit ihr in Kontakt kam. Derzeit sei man um eine Klärung des Sachverhalts bemüht, und es wurde jetzt ein Rechtsanwalt mit der Wahrnehmung der Interessen von Isa Genzken beauftragt. (Olga Kronsteiner, 28.9.2023)