Rory McIlroy scherzt auf einer Proberunde mit Shane Lowry.
Rory McIlroy scherzt auf einer Proberunde mit Shane Lowry.
IMAGO/Greig Cowie/Shutterstock

Er sagt, dass er nie weint, aber beim Ryder Cup kamen ihm die Tränen. "Je mehr ich hier spiele, umso mehr merke ich, dass es das Beste ist, was Golf zu bieten hat", sagte Rory McIlroy vor zwei Jahren. McIlroy, ein Superstar der Szene, war am Boden zerstört. Sein Team Europa verlor gegen das Team USA 9:19 – so hoch wie noch nie.

Ab Freitag (ab 7.30 Uhr live auf Sky) bietet sich die Chance auf Revanche. Die Europäer laden in den Marco Simone Golf & Country Club nahe Rom, um den Amerikanern den Ryder Cup wieder abzuringen. Europa setzt dabei unter anderem auf den formstarken Österreicher Sepp Straka. Der Event zahlt kein Preisgeld aus, es geht nur um die Ehre, und dennoch ist es eines der größten und spektakulärsten Sportereignisse der Welt. Was macht den Ryder Cup so besonders?

Feindbild zeichnen

Die Europäer wollen den Amerikanern eins auswischen. In den USA wurden europäische Golfer lange verschmäht. Sportler aus Europa erhielten einst etwa keine Spielberechtigung auf der prestigeträchtigen PGA Tour oder wurden mit ungünstigen Abschlagzeiten benachteiligt. In Amerika ist Golf zudem viel verbreiteter und zugänglicher als in Europa. Doch Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Weltranglistenerste hervorgebracht, darunter den Nordiren McIlroy, den Spanier Jon Rahm oder den diesjährigen Kapitän Luke Donald. Trotzdem schlüpft das Team Europa bei jedem Ryder Cup rasch in die Rolle des Außenseiters. Das gefällt ihnen, dort zeichnen sie sich ein Feindbild in Form der Gegner aus den USA, das es zu besiegen gilt.

Mit Erfolg. Seit 30 Jahren hat Team USA nicht mehr in Europa gewonnen. Den Europäern gelingt es, binnen kürzester Zeit eine Einheit zu bilden. In ihrer Karriere schauen Golfprofis ständig darauf, dass es ihnen selbst am besten geht. Im Ryder Cup muss man zurückstecken, einen Teamgeist heraufbeschwören. Ein Mannschaftswettkampf steht im krassen Widerspruch zur Golftour, die voll ist mit den größten Individualisten.

Die Amerikaner hätten wohl den 30-jährigen Straka gerne im Team. Der gebürtige Wiener ist erstmals beim Ryder Cup dabei und der zweite Österreicher nach Bernd Wiesberger vor zwei Jahren. Als Straka 14 war, zog die Familie in die USA, in Österreich verbringt er kaum noch Zeit, als Profi spielte er immer für Österreich. Auch deshalb, weil eine rot-weiß-rote Fahne so heraussticht wie die griechische von Slalomläufer AJ Ginnis im Ski-Weltcup.

Eine Woche vor dem Ryder Cup lud Österreichs Golfverband zu einer Pressekonferenz mit Straka, in den Golfclub Fontana von Sigi Wolf. Allzu oft spricht Straka nicht mit österreichischen Medien, diesmal verriet er aber, gerne nach Österreich zu kommen, weil es hier Schnitzel und besseres Bier gibt. Und er sei ein Fan von Marko Arnautovic, sagte Straka. Alles richtig gemacht.

Sepp Straka
Sepp Straka schlägt erstmals beim Ryder Cup ab.
APA/GEORG HOCHMUTH

Faust ballen

Im Golf ist Selbstbeherrschung gefragt. In schwachen Momenten braucht es Nervenstärke, der Ärger über einen vergebenen Schlag hat eine Minute später nichts mehr im Kopf verloren. Straka ist zurückhaltend, das wird ihm als Stärke ausgelegt. Er ist 1,90 Meter groß, spielt unscheinbares Golf, das auf einem guten Abschlag basiert und das er auf hohem Niveau reproduzieren kann.

In Italien haben die Europäer versucht, sich den Platz zurechtzuschnitzen. Straka meint, Europa hätte einen Vorteil im Spiel mit langen Eisen, also bei Schlägen von etwa 150 bis 200 Metern. Im kurzen Spiel bis zu 120 Metern vom Grün entfernt hätten die Amerikaner Stärken. Die Löcher wurden entsprechend angepasst, dass solche Schläge seltener gefragt sind.

Straka war der erste österreichische Turniersieger auf der PGA Tour, bei den British Open sorgte er mit Platz zwei für das beste Major-Ergebnis des Landes. In Rom will er für den ersten Ryder-Cup-Sieg eines Österreichers sorgen. Am Freitagvormittag schlägt er im dritten Foursome-Match an der Seite von Shane Lowry gegen Rickie Fowler und Collin Morikawa ab. "Ich bin kein großer Fist Pumper", sagt Straka, "aber ich habe gehört, dass der Ryder Cup die Emotionen aus einem herausholt." Teamkollege McIlroy sagt: "Es gibt kein größeres Privileg, als Mitglied von Team Europa zu sein." (Lukas Zahrer, 28.9.2023)

Nominierung für die erste Foursome-Session am Freitagvormittag: