Freiwillige stellen in Armenien Nahrung und Wasser für die Ankommenden zur Verfügung.
Freiwillige stellen in Armenien Nahrung und Wasser für die Ankommenden zur Verfügung.
EPA/ANATOLY MALTSEV

Unsere Analyse zeigt, dass es in den nächsten Tagen keine Armenier mehr in Bergkarabach geben wird." Das sagt der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan. Ob das wirklich so sein wird, weiß zur Stunde niemand. Man mag es aber kaum glauben.

Fakt ist: Über die Hälfte der 120.000 Karabach-Armenier hat Bergkarabach bereits in Richtung Mutterland verlassen. Fakt ist auch: In einem am Donnerstag veröffentlichten Dekret ordneten die örtlichen Behörden an, zum 1. Jänner 2024 "alle staatlichen Institutionen und Organisationen" in Bergkarabach aufzulösen. Und Fakt ist vor allem: Das bettelarme Armenien hat nun ein riesiges Flüchtlingsproblem. Armenien braucht internationale Hilfe.

Keine konkreten Hilfsangebote

Und da halten sich bislang alle vornehm zurück. Die Schutzmacht Russland will Aserbaidschan und die Türkei nicht verärgern. Die EU will allenfalls ein paar Euro spendieren – kein Vergleich zur Ukraine-Hilfe. Und Österreich? Von Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) gibt es keine konkreten Hilfsangebote. Die SPÖ fordert eine UN-Mission zum Schutz der Menschen in Bergkarabach – das würde Sinn ergeben.

Grüne, ÖVP, SPÖ und Neos sowie die armenische Gemeinde haben jüngst auf die katastrophale humanitäre Lage hingewiesen und internationalen Druck auf Aserbaidschan gefordert. Dieser ist notwendig. Auch wenn das Regime von Autokrat Ilham Alijew in der EU als Gaslieferant hofiert wird. (Jo Angerer, 28.9.2023)