Europäische Kulturhauptstadt 2024
Lauschig: Moderatorin Christiane Haiden, Norbert Trawöger, der künstlerische Direktor des Bruckner Orchester Linz, und die Intendantin der Kulturhauptstadt 2024, Elisabeth Schweeger, bei der Präsentation 'Kultur und Tourismus im Kulturhauptstadtjahr 2024'
APA/ULRIKE INNTHALER

Man will kein "Hochglanz-Tourismusprojekt" sein, sondern eine "kritische Experimentierzone, die zur Standortbestimmung und Selbstreflexion beiträgt", wurde am Freitag bei einer Pressekonferenz zum Kulturhauptstadtjahr 2024 beteuert. Für 2024 wurde das Salzkammergut ja als Europäische Kulturhauptstadt auserkoren, seit einigen Monaten wird das breit angelegte Programm immer detaillierter vorgestellt: das Salzkammergut als eine geeinte und kulturell aufgeschlossene Felsregion.

Fokus auf Nationalsozialismus

"Je mehr Kunst, desto besser für uns alle", stellte die künstlerische Geschäftsführerin Elisabeth Schweeger nun in Linz vor internationalen Medienvertretern jene Projekte vor, an denen sich 23 Gemeinden beteiligen werden. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die Verbindungen des Salzkammerguts zum Nationalsozialismus liegen: In einer Kooperation mit dem Lentos werden sich drei Ausstellungen auf unterschiedliche Weise der Raubkunst annähern.

Als Vorgeschmack wurde am Freitag in dem Museum das Gemälde Winterlandschaft von Claes Molenaer präsentiert, das im Rahmen des "Sonderauftrags Linz" 1942 von den Nazis in den Niederlanden aufgekauft wurde. Im Lentos wird es 2024 in der Schau Die Reise der Bilder zu sehen sein, die die Provenienzgeschichte von 70 Werken, die sich 1944 bis 1945 in den verschiedenen Nazi-Stollen des Salzkammerguts befunden haben, nachzeichnet und aufarbeitet.

Elisabeth Nowak-Thaller 
Elisabeth Nowak-Thaller, die Kuratorin der Ausstellung "Reise der Bilder" vor "Winterlandschaft" von Claes Molenaer während der PK zur Kulturhauptstadt im Lentos Kunstmuseum Linz.
APA/VERENA LEISS

Groß angelegte Schauen, Vorführungen und partizipative Projekte sollen auch andernorts zu einer intensiven historischen Aufarbeitung verhelfen. Im Ausseer Kammerhofmuseum beschäftigt man sich etwa mit der Geschichte Wolfgang Gurlitts, dessen Kunstsammlung maßgeblich in der NS-Zeit begründet liegt, und in Lauffen werden zeitgenössische Arbeiten zum Sujet geraubter Kunst zu sehen sein.

Theaterfestival als Zeugnis

Die vier Leitlinien des Programms aus Ausstellungen, Symposien und Veranstaltungen waren schon bekannt: neben der Erinnerungskultur das Macht- und Traditionsverhältnis von Kunst und Kultur, die Weiterentwicklung künstlerischer Traditionen sowie die (kulturelle) Attraktivierung des ländlichen Raums.

Was das bedeutet? Die darstellenden Künste werden etwa mit Oscar Straus’ Operette Eine Frau, die weiß, was sie will in Bad Ischl ihren Beitrag leisten, eine Kooperation mit dem Anton-Bruckner-Jahr zeigt Bruckners Salz in der Saline Ebensee. Ebenso sollen ein Ausbau der Goiserner Musiktage und ein europäisches Theaterfestival Zeugnis musikalischer und theatralischer Präsenz im Salzkammergut werden.

Soloprojekte von Valie Export, Elfie Semotan oder Bill Fontana entstehen mit regionalem Bezug. Im Rahmen des Projekts Plateau Blo. Kunst erfahren, einer Zusammenarbeit zwischen der Kunstuniversität Linz und einem Verkehrsunternehmen, gestalten Studierende mehrere Bahnhaltestellen. Zum Termin angekündigte Künstler traten am Freitag dann aber doch nicht auf. (Caroline Schluge, 29.9.2023)