Ein Match ohne spielerische Höhepunkte endete, wie es enden musste: 0:0
APA/EXPA/MAX SLOVENCIK

Immerhin ist der ORF endlich seinem Bildungsauftrag nachgekommen, er hat das 341. Wiener Fußballderby zwischen Austria und Rapid live übertragen. Beide Klubs haben schon bessere Zeiten erlebt, Rapid zum Beispiel im Jahre 2008, als man zum 32. und bisher letzten Mal Meister wurde. Die Austria stand 1978 im Finale des Europacups der Cupsieger (0:4 gegen Anderlecht, den Bewerb gibt es längst nicht mehr).

Am 1. Oktober 2023 waren die Vorzeichen eher traurig, der Zehnte nach acht Runden, die Austria, begrüßte in der ausverkauften Generali-Arena (15.200) den Siebenten, logischerweise Rapid. Die Trainer Michael Wimmer beziehungsweise Zoran Barisic hofften auf einen "Befreiungsschlag", eine "Initialzündung". Rapids Barisic sprach im Vorfeld von einer "Ergebniskrise", betonte, dass prinzipiell ein schöner Fußball praktiziert werde. Wimmer lehnte sich nicht so weit aus dem Fenster, Favoriten ist doch weit weg von Hütteldorf.

Rapid war seit elf Derbys (vier Jahre) sieglos, von jenen elf Herren, die am Sonntagnachmittag einliefen, kannte lediglich Kapitän Maximilian Hofmann das Gefühl, wie es sich anfühlt, gegen die Austria zu gewinnen. Nämlich schön. Drei Schlüsselspieler fehlten, bei den Gastgebern der gesperrte Abwehrchef Lucas Galvao sowie Kapitän Manfred Fischer, bei den Gästen der verletzte Goalgetter Guido Burgstaller. Es wurde kein Leckerbissen erwartet, sondern eine von Emotionen geprägte Kampf-Partie, aber speziell der Wiener Fußball ist mitunter ein Spiel der Täuschung.

Kein Weckruf

Oder auch nicht. Denn nach 61 Sekunden zappelte der Ball im Netz, die Austria bejubelte Schützen Muharem Huskovic, der nach einer Freistoßflanke von Dominik Fitz getroffen hatte. Allerdings hatte Alexander Gruber per Kopf verlängert, also stand Huskovic doch im Abseits, nach vier Minuten hat das auch der VAR messerscharf erkannt.

Jubel retour. Weckruf war das jedenfalls keiner, fortan regierte die totale Zerfahrenheit, die technischen Fehler auf beiden Seiten hatten fast schon wieder Charme, Chancen konnten an den Fingern einer halben Hand gezählt werden. Schiedsrichter Alexander Harkam hat dem erregten Trainer Wimmer die Gelbe Karte gezeigt (40.), in Ermangelung aufregender Szenen kann man das durchaus erwähnen. Okay, Grubers Schuss kurz vor der Pause war gar nicht so schlecht. Halbzeitfazit: Einfach nur traurig, die Tabelle lügt nicht.

Da es nicht schlechter werden konnte, wurde es besser, die Ereignisse überschlugen sich. 48. Minute: Corner Rapid, Leopold Querfelds Kopfball streift die Latte. 52. Minute: Der bereits verwarnte James Holland foult Querfeld, Gelb-Rot, Rapid in Überzahl. 54 Minute: Matthias Braunöder attackiert Marco Grüll fahrlässig bis brutal, glatt Rot, die Austria nur mehr zu neunt. 66. Minute: Hofmann raubt Fitz doch kein Tor, der VAR belässt es bei Gelb.

Rapid tat sich zu elft schwer, das war extrem unangenehm, keine Ideen, Chancen gab es kaum. Die neun Austrianer rackerten hingegen, kämpften, der Einsatz verdiente großen Respekt.

Und so wurde es peinlich für Rapid, es blieb beim 0:0, die Austria machte das Dutzend voll. Hofmann bleibt somit der einzige grün-weiße Derbysieger. Wimmer sitzt wieder fester im Sattel, wobei sich die klamme Austria eine Entlassung gar nicht leisten könnte.

Erweiterung

Der Horizont von Barisic wurde wenigstens erweitert, Rapid hat nämlich nicht nur eine Ergebniskrise. Das war einfach grottenschlechter Fußball. Die Austria bleibt Zehnter, Rapid ist nur mehr Achter.

Das 342. Derby kommt bestimmt, die Ausgangslage dürfte jener des 341. ähneln. Vielleicht erhöht die Austria auf 13. Der ORF wird nicht live übertragen, irgendwann hat der Bildungsauftrag ein Ende. (Christian Hackl, 1.10.2023)

Bundesliga (9. Runde):

FK Austria Wien - SK Rapid 0:0. Wien, Generali Arena, 15.200 (ausverkauft), SR Harkam

Austria: Früchtl - Handl, Martins, Meisl - Potzmann, Holland, Braunöder, Ranftl - Fitz (74. Polster) - Gruber (87. Guenouche), Huskovic (58. Jukic)

Rapid: Hedl - Kasanwirjo (69. Schick), Querfeld, Hofmann, Auer - Sattlberger, Oswald (82. Kerschbaum) - Kühn (83. Gale), Seidl, Grüll - Mayulu

Rote Karte: Braunöder (54./rohes Spiel)

Gelb-Rot: Holland (52./Foul, rohes Spiel)

Gelbe Karten: Martins, Fitz bzw. Hofmann, Mayulu