Rhiz, Fennesz
Der heimische Elektronik-Altmeister Christian Fennesz wird im Rhiz am Samstag, 7. Oktober, ab 20 Uhr gastieren.
Luis Martins

Im Lokal in zwei U-Bahn-Bögen am Lerchenfelder Gürtel zu Wien sah man während der letzten 25 Jahre schon die merk-, aber auch denkwürdigsten Auftritte. Japanische Nerds ließen im Rhiz mit ernster Miene kleine Spielzeugautos kreisen, die lustige Spielkonsolengeräusche machten. Das damals noch weitgehend unbekannte US-Duo SunnO))) spielte zu Beginn seiner Karriere im Trockeneisnebel seinen Zeitlupenmetal derart laut, dass die Fenster zu bersten drohten.

Alt-Industrial-Gevatter Genesis P-Orridge von Throbbing Gristle schaute mit seiner sektenähnlich geführten Truppe Psychic TV vorbei. Die britischen Avantgardetechno-Innovatoren Autechre bestanden während eines zweitägigen Engagements mit ihren Kopflampen auf Konzerten im völligen Dunkel.

San Fedele Musica

Und auch sonst war und ist im Rhiz, vor allem auch wichtig für die mitunter etwas im Schatten blühende heimische Szene, Nischenmusik zwischen Klappcomputer, Punkjazz mit Hupe, Dröhnland, Krautrock, Minimal, Ambient, Industrial, Neo-Progrock, Urschreitherapie und Die-Stille-hörbar-Machen zu vernehmen. Manchmal muss diese Kunst ihr Publikum erst noch finden. Von den diversen Spielarten der Tonkonservenkunst der DJs zwischen Gabber, Brett, Techhouse, strenger Kammer und Guudde Laune ganz zu schweigen.

Zwischen Underground und Overground

Mit dem Festival Islands of Resilience (Inseln der Widerstandsfähigkeit) haben nun befreundete Stammgäste wie Thomas Edlinger vom Donaufestival, Shilla Strelka von Stroma + Iodine oder Leute vom Festival Wien Modern und der Veranstaltergruppe Liccht ein Festival zum 25-jährigen Jubiläum kuratiert. Das Programm ist immer noch einem Grundgebot des Rhiz verpflichtet: Es geht den Lokalbetreibern hauptsächlich darum, einen Überblick über den "Contemporay Underground" zu bieten und weniger auf alte Platzhirsche zu setzen.

Ruhail Qaisar - Topic

Mit dem heimischen Elektroniker Christian Fennesz oder dem Norweger Stian Westerhus an der Freistilgitarre werden kommenden Samstag (7. 10.) zwar bewährte, international renommierte Kräfte aufgeboten. Allerdings werden im Rhiz an den Folgetagen auch ruppigere neue (heimische) Acts wie Enns, Geier aus Stahl, Sundl, Josefina Dusk, Alpha Tracks oder Ruhail Qaisar gastieren. Letzterer stammt übrigens aus dem Himalaya-Gebiet. Zur Eröffnung wird ein Überraschungsgast zum Einsatz kommen plus ein Talk über Visionen bezüglich einer zukünftigen Kultur am Wiener Gürtel stattfinden (Mi., 4. 10., ab 18 Uhr). (Christian Schachinger, 3.10.2023)