Die Erde vom Weltall aus, umgeben von zahlreichen winzigen Satelliten.
Eine Esa-Visualisierung von Weltraumschrott auf Basis realer Daten. Nur die Größe der Objekte wurde übertrieben dargestellt. 70 Prozent des Mülls befindet sich in weniger als 2.000 Kilometern Höhe. Geostationäre Satelliten befinden sich allerdings 36.000 Kilometer entfernt. Einige hundert Kilometer weiter draußen wird Weltraummüll entsorgt.
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Weltraummüll ist ein immer größeres Problem im All. Über 20.000 menschengemachte Objekte befinden sich im Moment in der Erdumlaufbahn – um die Gefahr von Kollisionen auszuschließen, bedarf es sorgfältiger Planung. In den USA fällt das Management ausrangierter Satelliten in die Zuständigkeit der US Federal Communications Commission, kurz FCC.

Das US-amerikanische Dish Network, ein Unternehmen für Satellitenfernsehen, sollte letztes Jahr seinen ausrangierten Satelliten Echostar-7 in einer sicheren Umlaufbahn parken. Anders als erdnahe Objekte, die meist kontrolliert zum Absturz gebracht werden, sollte sich der sich knapp 36.000 Kilometer über der Erde in einem geostationären Orbit befindliche Satellit weiter entfernen und in einem "Friedhofsorbit" 300 Kilometer über der geostationären Umlaufbahn sein Ende finden. Seit 2022 verlangt die FCC eine Entsorgung ausrangierter Satelliten.

Auch Dish musste einen Plan vorlegen, wie es seinen Satelliten nach der geplanten Betriebszeit zu entsorgen gedenke, und entwarf einen Fahrplan für ein solches Manöver. Dieser wurde von der FCC genehmigt, und 2012 verpflichtete sich das Unternehmen dazu. Aufgrund des Fehlens relevanter Reibungskräfte im Weltraum hätte der Satellit bis auf unbestimmte Zeit im Friedhofsorbit neben anderen Satellitenleichen kreisen können.

Doch 2022 stellte sich heraus, dass der Treibstoff dafür nicht ausreichen würde. Der Satellit befindet sich nun in einer niedrigeren Umlaufbahn, nur etwa 122 Kilometer über dem geostationären Orbit. Damit stellt er aber für laufende Weltraumprojekte eine Gefahr dar.

Ein Satellit auf einer Umlaufbahn, die den Friedhofsorbit darstellt, mit der Erde klein in der Mitte.
Eine Illustration des Friedhofsorbits (gelb) im Vergleich zur geostationären Umlaufbahn (weiß).
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Geldstrafe

Die FCC-Vorschriften verbieten "die Verwendung oder den Betrieb von Geräten zur Übertragung von Energie oder oder Signalen durch eine Raum- oder Bodenstation, außer im Rahmen und in Übereinstimmung mit einer von der Kommission erteilten Genehmigung". Diesen Grundsatz sah man durch den herrenlosen Satelliten verletzt. Die FCC musste reagieren und untersuchte den Vorfall. Nun verhängte sie erstmals eine Geldbuße für Weltraumverschmutzung, wie sie in einer am 2. Oktober veröffentlichten Mitteilung verkündete. Dish muss 150.000 Dollar bezahlen.

"Mit der zunehmenden Verbreitung von Satelliten und der Beschleunigung der Weltraumwirtschaft müssen wir sicher sein, dass die Betreiber ihren Verpflichtungen nachkommen", sagte der Leiter des Enforcement Bureau Loyaan A. Egal in der Mitteilung. "Dies ist eine bahnbrechende Einigung, die deutlich macht, dass die FCC über starke Durchsetzungsbefugnis verfügt und die Fähigkeit hat, ihre lebenswichtigen Regeln zum Weltraummüll durchzusetzen."

Um die Höhe der Umlaufbahn eines geostationären Satelliten um 300 km zu heben, muss seine Geschwindigkeit um elf Meter pro Sekunde erhöht werden. Der dafür benötigte Treibstoff entspricht in der Regel in etwa der Menge, die für drei Monate Stationsbetrieb erforderlich ist. Die Betreiber von Raumfahrzeugen müssen den Betrieb also drei Monate vor dem Zur-Neige-Gehen des Treibstoffs einstellen. Die Einhaltung dieser Frist verkürzt also die Betriebszeit und ist damit ein Wirtschaftsfaktor. Das dürfte in diesem Fall nicht passiert sein, weshalb die FCC nun durchgegriffen hat. (Reinhard Kleindl, 6.10.2023)