Wenn Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache für FPÖ-Chef Herbert Kickl auf Publikumsfragen antworten muss, und mit ihm die Ex-Sprecherin der AfD, Frauke Petry, oder gar der ex-grüne Publizist Peter Pilz: Dann ist Kickl nicht zum "Herbstgespräch" von Puls 24 in Kolariks Luftburg in den Prater gekommen. "Gut, dass er nicht da ist", fand "Krone"-Salzburg-Chefredakteur Claus Pándi im Ersatzprogramm Reden über Kickl statt mit Kickl. Denn, so Pándi: "Es ist absolut sinnlos, mit diesem Menschen ein Gespräch zu führen."

Gundula Geiginger, Heinz-Christian Strache, Frauke Petry
Wenn Strache für Kickl antwortet in Kolariks Luftburg: Gundula Geiginger, Heinz-Christian Strache, Frauke Petry.
Puls 24 Chris Glanzl

"Unglück für das Land"

Boris aus dem Publikum stieß sich an Pándis Befunden über Kickl: Gleich zu Beginn hatte der "Krone"-Journalist den FPÖ-Chef als "unsägliche Figur" bezeichnet. "Ich glaube nicht, dass das das Vertrauen in die auflagenstärkste Zeitung stärkt", wünscht sich Boris eine "seriösere Wortwahl". Pandi: "Ich ziehe die unsägliche Figur zurück – und sage: Er ist ein Unglück für das Land."

Impfgegnerin Elvira fragte in einem eindringlichen Statement, "mit welcher Berechtigung man normal denkende Menschen zwingen wollte zu einer Spritze", mit welcher Berechtigung Menschen isoliert wurden, ihre Arbeit verloren hätten, alte Menschen "einsam und würdelos" sterben mussten. Herbert Kickl ist nicht da, also antwortet Peter Pilz: Bei pandemischer Gefahr für eine große Zahl von Menschen könnten als richtig erkannte Maßnahmen nicht erst umgesetzt werden, wenn alle davon überzeugt seien.

Bäume pflanzen, nicht Autofahrer

Kickl wäre auch von Studentin Jasmin aus dem Salzkammergut gefragt worden, warum schon in Österreich lebende Geflohene nicht rascher in den Arbeitsmarkt integriert würden (die Antwort übernahm nun in der Luftburg Strache). Kickl hätte sich auch Klimaaktivistin Amina anhören müssen, die Kickls Sager von der "Sternstunde der berittenen Polizei" – die Pferde mögen auf festgeklebte Aktivisten defäkieren – als "Hass und Hetze" einordnete, statt Lösungen für die Klimakrise zu suchen, damit die Menschheit nicht aussterbe.

"Sie sterben nicht aus", versicherte an Kickls statt Frauke Petry und riet der Aktivistin: "Statt auf die Straße zu gehen, könnten Sie Bäume pflanzen."

FPÖ-TV und die Ausgeglichenheit

Dass Kickl nun nicht da ist und lieber auf FPÖ-TV über journalistische Medien als "Propagandainstrumente" und "Lautsprecher der Systemparteien" schimpft, das hätten sich die Medien selbst zuzuschreiben – findet Petry. Ein eigener Sender der Freiheitlichen sei "nur eine Reaktion auf die Medienlandschaft". Und die ehemalige AfD-Bundessprecherin sagt: "Gäbe es genug Sender in Österreich wie in Deutschland, die ein ausgeglichenes Bild liefern, hätte FPÖ-TV keine Chance."

An der Stelle könnte man sich allerdings auch fragen: Wenn Menschen ein ausgeglichenes Bild von der Welt suchen, warum schauen sie dann FPÖ-TV?

Claus Pándi bei
"Soll Kickl in seinem Sender in seine Kamera reden": "Krone"-Journalist Claus Pándi in "Pro und Contra Spezial" auf Puls 24.
Puls 24 Chris Glanzl

Dienstagabend auf Puls 24 war man mit dem "Pro und Contra Spezial" und der Doku "Kann Kickl Kanzler?" gut aufgehoben, so man ein vielfältiges, gut ausgeleuchtetes Bild von Herbert Kickl suchte. Auch ohne Kickl selbst – dessen Reden gab's in Zuspielungen und der Doku ohnehin sehr ausführlich am Themenabend. Nur Fragen von Corinna Milborn und aus dem Publikum stellte sich der FPÖ-Chef damit lieber nicht.

Besser so, fand jedenfalls Pándi: "Am Ende kommt eh nur ein Riesenkrawall heraus. Soll er in seine Kamera reden in seinem Sender. Vielleicht kommt er da nie wieder raus." Das ist eher unwahrscheinlich. (Harald Fidler, 4.10.2023)