Wien – Der bekannte Restaurantführer Guide Michelin – er vergibt seine Sterne für Top-Köche – soll nach Österreich zurückkehren, laut Tourismusausschuss im Parlaments sei ein entsprechender Antrag im Ausschuss angenommen worden. Tourismus-Organisationen freuen sich, das Gastronomie-Fachmagazins "Kalk & Kegel" sieht darin etwa einen "Lotto-Sechser für die Tourismus-Wirtschaft". Kritik kommt von "Falstaff"-Herausgeber Wolfgang Rosam und Gault-Millau-Herausgebern Martina und Karl Hohenlohe, sie sehen in diesem möglichen österreichweiten Comeback des Guide Michelin eine "Wettbewerbsbenachteiligung".

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Der Guide Michelin soll nach Österreich zurückkehren.
Foto: APA, AFP, Saget

Öffentliche Gelder

"Grundsätzlich finden wir es sehr gut, wenn Michelin wieder in Österreich testet. International ist es ein ganz wichtiges Asset. Es geht aber gar nicht, dass Michelin keinen einzigen Euro selbst investieren muss, sondern öffentliche Gelder garantiert bekommt, während die heimischen Restaurantguides null Förderung bekommen und die gesamte Basisarbeit in den vergangenen Jahren für eine bessere Restaurantqualität auf eigene Kosten und eigenes Unternehmerrisiko realisieren mussten", so Rosam und Hohenlohe in einer Aussendung. "Das ist weder fair, noch entspricht es den EU-Gleichbehandlungskriterien". Es sei "die Aufgabe der Politik, hier gleiche und faire Voraussetzungen für alle Marktteilnehmer zu schaffen".

Der Michelin-Guide des französischen Milliardenkonzerns würde "mit Millionen Euro öffentlicher Gelder für die nächsten Jahre subventioniert. Sonst wäre er nämlich nicht nach Österreich zurückgekehrt", so die "Falstaff"- und Gault-Millau-Herausgeber und kritisieren: "Während also die österreichischen Restaurantguides Gault-Millau und "Falstaff" keinen Euro Förderung bekommen und für jeden Umsatz-Euro ordentlich Steuer zahlen müssen, bekommt Michelin öffentliche Gelder, damit er wieder österreichische Restaurants testet."

Zuletzt bewertete der bei Feinschmeckern beliebte rote Michelin-Guide in Österreich nur Wiener und Salzburger Lokale. Schon länger wurden Rufe laut, dass wieder die ganze Alpenrepublik gecovert werden müsse, dazu seien aber öffentliche Gelder notwendig, sagte vor zwei Jahren etwa der Wirt und Ex-Politiker Sepp Schellhorn. Er, weitere Touristiker, Metro und weitere Großhändler machten sich dafür stark. Vom Bund brauche es 750.000 Euro, der Rest könne privat aufgestellt werden, so Schellhorn damals. Die Österreich-Werbung soll auch Interesse an einer Rückkehr gehabt haben.

Gang zu EU-Wettbewerbsbehörde?

Welche konkrete Stelle oder Stellen nun Fördergeber sind, blieb vorerst offen. Rosam kritisierte in dem Zusammenhang jedenfalls die Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) scharf. "So kann man nicht Tourismuspolitik machen. Ich nehme sie explizit in die Pflicht, eine gemeinsame Lösung zu finden." Der heimische Unternehmer drohte damit, die EU-Wettbewerbsbehörde mit der "einseitigen Förderung" zu befassen.

Schon im April berichtete DER STANDARD über ein mögliches Comeback des renommierten Restaurantführers bis 2024 und über Bedenken, dass dafür rund eine Million öffentliche Gelder investiert werden müsste, um Restaurants bewerten zu lassen.

Österreich Werbung: Gespräche laufen

Update: Ein Sprecher der Österreich-Werbung erklärte dazu auf STANDARD-Anfrage: "Wie in den Medien richtigerweise kolportiert wird, finden aktuell Gespräche zur potenziellen Wiedereinführung des Guide Michelins in Österreich statt. Zu den genauen Inhalten können momentan keine Informationen veröffentlicht werden, da von den Verhandlungspartnern eine Verschwiegenheitsvereinbarung unterzeichnet wurde." (red, APA, 4.10.2023)