Das Massensterben der Flussdelfine sei eine "sehr beunruhigende und ernste Situation", sagte eine Forscherin des brasilianischen Institut Mamirauá. Untersuchungen der toten Tiere sollen Aufschluss über die Ursachen des Massensterbens geben.
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Manaus – Nach dem Tod dutzender Süßwasserdelfine im brasilianischen Amazonasgebiet ist eine Rettungsaktion für die verbliebenen Tiere angelaufen. Einsatzkräfte versuchten, im Lago Tefé lebende Tiere einzufangen und zu untersuchen, wie der Sender TV Globo am Mittwoch berichtete. Zudem wurden Kadaver verendeter Delfine geborgen und obduziert, um Aufschluss über die Todesursache zu erhalten.

Amazonas-Flussdelfine sind die größten Flussdelfine. Sie werden etwa zwei bis 2,5 Meter groß und erreichen ein Gewicht von 85 bis 185 Kilogramm. Zuletzt waren in dem See 120 tote Süßwasser-Delfine entdeckt worden, das entspricht etwa fünf Prozent der Population in der Region.

Hohe Temperaturen und Dürre

"Das ist eine sehr beunruhigende und ernste Situation", sagte die Wissenschafterin Miriam Marmontel vom Institut Mamirauá. Die genaue Todesursache ist noch unklar. Die Forscher gehen allerdings davon aus, dass sie im Zusammenhang mit der aktuellen Hitze und Trockenheit in der Region steht. "Die durchschnittliche Wassertemperatur im Tefé-See liegt bei 32 Grad -–zuletzt haben wir aber selbst in drei Meter Tiefe noch 40 Grad gemessen", sagte Marmontel.

Ein toter Delfin im Tefé-See, der Temperaturen von 40 Grad erreicht hat.
Ein toter Delfin im Tefé-See, der Temperaturen von 40 Grad erreicht hat.
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Im Amazonasgebiet herrschen derzeit hohe Temperaturen und eine schweren Dürre. Viele Flüsse in der Region führen deutlich weniger Wasser als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die normale Trockenzeit wird derzeit noch von El Niño verstärkt. Das alle paar Jahre auftretende Wetterphänomen sorgt unter anderem im Norden von Brasilien für mehr Trockenheit und Hitze.

Drohnenaufnahmen des ausgetrockneten Solimoes Flusses, zeigen die Ausmaße der Dürre im Amazonas.
Drohnenaufnahmen des ausgetrockneten Solimoes-Flusses zeigen die Ausmaße der Dürre am Amazonas.
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"Was mit den Delfinen geschieht, ist eine Warnung, dass der Amazonas dringend geschützt und der Kampf gegen den Klimawandel verstärkt werden muss", hieß es in einer Stellungnahme der Umweltschutzorganisation WWF. "Katastrophen wie diese können sich an anderer Stelle wiederholen, da die Region zunehmend ungünstigen Bedingungen ausgesetzt ist. Als Indikatoren für die Gesundheit des Ökosystems werden die Flussdelfine auch weiterhin eine Warnung für die heikle Umweltsituation darstellen." (APA, 5.10.2023)