Mit der Freundschaft dürfte es ziemlich sicher vorbei sein. Am Donnerstag, Tag drei des Betrugsverfahrens gegen Sam Bankman-Fried, den Gründer der kollabierten Kryptobörse FTX, hat ihn sein ehemaliger Mitbewohner und Studienkollege Gary Wang schwer belastet.

Wang sagte aus, er habe als Technikchef des Unternehmens Bankman-Frieds Hedgefonds Alameda Research spezielle Handelsprivilegien bei FTX gewähren müssen – unter anderem Software so zu manipulieren, dass Alameda unauffällig eine 65 Milliarden Dollar schwere Kreditlinie bekommt. Das sei ein Vielfaches dessen gewesen, was allen anderen Nutzerinnen und Nutzern zustand. Das sei ein konkreter Auftrag gewesen.

Zur Erinnerung: Alamada war jener Hedgefonds, den Bankman-Fried im Jahr 2017 gegründet hatte, um mit Arbitragehandel bei Kryptokursen Geld zu machen. Er verdiente bereits damit ein Vermögen, FTX gründete er dann erst zwei Jahre später. Dieser Hedgefonds spielt im Verfahren eine zentrale Rolle, denn SBF (sein Kürzel, unter dem er öffentlich auftrat) wird vorgeworfen, Kundengelder in Milliardenhöhe veruntreut zu haben, um damit Defizite bei Alameda auszugleichen und seinen exklusiven Lebensstil zu finanzieren. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 31-jährigen Gründer Betrug, Lügen, Diebstahl und politische Einflussnahme vor.

Gary Wang hat mit Sam Bankman-Fried studiert, zusammengewohnt und FTX aufgezogen. Nun belastet er seinen einstigen Freund schwer.
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Belastung durch prominente FTX-Manager

"Es wurde so viel Geld abgehoben, dass FTX nicht in der Lage war, Kunden auszuzahlen, die ihr Geld abheben wollten", sagte Wang. Zum Zeitpunkt der FTX-Pleite hätten sich Alamedas Außenstände auf acht Milliarden Dollar summiert. Der 30-jährige Wang ist einer von drei ehemaligen hochrangigen FTX-Mitarbeitern, die sich bereits im Vorfeld schuldig bekannt haben und mit der Staatsanwaltschaft kooperieren. Zu dieser Gruppe gehören auch Bankman-Frieds ehemalige Lebensgefährtin Caroline Ellison, die Alameda leitete, und Nishad Singh, der ehemalige Engineering-Chef.

Belastet wurde Bankman-Fried am Donnerstag auch von "außen", konkret durch Matt Huang. Er ist der Leiter von Paradigm, einem auf Kryptowährungen spezialisierten Hedgefonds. Huang sagte, ihm sei stets zugesichert worden, Alameda erhalte auf der Plattform "keine bevorzugte Behandlung". Paradigm investierte ab ein Jahr vor dem Zusammenbruch 278 Millionen Dollar in FTX, hat die Investition jedoch mittlerweile vollständig abgeschrieben, so Huang.

Zeichnung von Matt Huang im Zeugenstand.
Matt Huang hat das millionenschwere Investment in FTX bereits vergangenes Jahr abgeschrieben.
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SBF plädiert auf unschuldig

Bankman-Frieds Verteidiger Mark Cohen erklärte dagegen, dieser habe in gutem Glauben gehandelt: "Es gab keinen Diebstahl. Sam hat niemanden betrogen. Sam hatte nicht die Absicht, jemanden zu betrügen." Vielmehr seien beim rasanten Wachstum des Start-ups Dinge übersehen worden. Das Verfahren ist auf sechs Wochen angesetzt. Bei einer Verurteilung drohen Bankman-Fried bis zu 115 Jahre Gefängnis. (Andreas Danzer, 6.10.2023)