Dieter Zand kann es nicht mehr mit Sicherheit sagen. Vielleicht war das Kennzeichen der Anstoß, schon möglich. Aber BA als Abkürzung für Bad Aussee gibt es schon länger als die BA-Kennzeichen. Er überlegt noch einmal und bleibt dabei: Er weiß es nicht mehr, ob die Nummerntafeln irgendeinen Einfluss auf Hoamweh nach B.A. hatten – den größten Hit der Ausseer Hardbradler, 2003. Ein Jahr später löste sich die Band auf. Rund 20 Jahre später geht es auch mit den BA-Kennzeichen dem Ende zu. Oder jetzt doch nicht?

Ein Mann mit einem BA-Kennzeichen
Anders als die Ausseer Hardbradler zeigt die Grundlseer Geigenmusi gern ihren Stolz auf die BA-Kennzeichen an ihren Autos – aber auch abseits davon.
Christian Eidlhuber

Alles begann bei der großen Gemeindestrukturreform in der Steiermark. Aus 542 Gemeinden mit durchschnittlich rund 1700 Einwohnern wurden durch Zusammenlegungen am Ende 286 Gemeinden mit rund 3300 Einwohnern. Im gleichen Aufmischen wurden auch einige Bezirke zusammengelegt.

Aus den Bezirken Judenburg und Knittelfeld wurde der Bezirk Murtal, Bruck an der Mur und Mürzzuschlag wurden zusammengelegt, genauso wie Hartberg und Fürstenfeld, aus Feldbach und Radkersburg wurde der Bezirk Südoststeiermark. Und damit änderten sich auch die Kennzeichen für diese Bezirke in MT, HF und SO. Nur BM blieb gleich, steht aber nicht mehr für Bruck an der Mur, sondern das M nun stellvertretend für Mürzzuschlag.

Schrittweise Umstellung

Die Arbeiten an dieser Verwaltungsreform starteten bereits Ende 2011. Damals stand fest, dass die Expositur Bad Aussee mit 2012 zur Außenstelle der Bezirkshauptmannschaft Liezen wird – und damit das Kfz-Kennzeichen BA schrittweise gegen LI ersetzt wird. Bei jeder An- und Ummeldung eines Kfz wird das Kennzeichen umgestellt – das gleiche Prozedere wie bei den alten schwarzen Nummerntafeln zu den aktuellen. Schon damals, zum Ende der Schwarzbleche, hagelte es Proteste, wie auch später bei den neuen Kennzeichen, die durch die Zusammenlegung entstanden.

"Bis in den 1990ern hat ja jede Ortschaft nach dem ST eine eigene Nummer gehabt, und wenn du die gekannt hast, hast du sofort gewusst, wo wer herkommt. Mit der Einführung vom BA ist das eh schon zusammengefügt worden, und jetzt haben sie das BA auch noch gestrichen und wir haben alle LI am Auto stehen. Da kennst den Einheimischen vom Ennstaler nimmer auseinander", wettert Christian Eidlhuber. "Grad im Sommer ist das ein Problem", wenn man nicht schon auf dem Parkplatz sehe, ob ein Liezener, ein "Ennstaler Oaschwoscher", wie die Grundlseer sagen, im Bad ist und man dieses in Folge besser meide. "Was Gott durch Berge getrennt hat, soll der Mensch nicht zusammenfügen", sagt Eidlhuber, auch nicht mit Kfz-Kennzeichen.

Ein Mann mit einem BA-Kennzeichen in Händen.
Christian Eidlhuber reitet, wenn es um das Thema Kennzeichen geht, eine Spitze nach der anderen.
Christian Eidlhuber

Der Ordnung halber müssen Eidlhubers Aussagen aber in den richtigen Kontext setzen: Eidlhuber ist Kopf der Grundlseer Geigenmusi, eine Musikformation, die für ihren spitzen Humor bekannt ist. Und der "Eidl" ist in der Gegend die erste Anlaufstelle, wenn es um provokante Aussagen geht. Erst recht, wenn sich das Thema um die Kennzeichen dreht. Denn die Grundlseer Geigenmusi erkennt man schon auf dem Parkplatz, weil ihre Autos die Kennzeichen BA-GGM 1 bis BA-GGM 4 tragen. Darum sagt Eidlhuber im Nachsatz auch: "Es ist nicht so, dass ich mich nach außen abgrenze. Es ist ein Spaß, eine Aufzieglerei", und er setzt das in einen anderen Zusammenhang, um sich gleich wieder in einem Schmäh zu verlieren: "Die Wiener mag bei uns ja auch keiner – darum fahre ich in der Hauptsaison immer nach Wien, weil da kann dort kein Wiener mehr sein, weil die ja alle bei uns sind."

Nein, er nehme das Kennzeichen-Thema nicht zu ernst, "aber es wäre schon schön, wenn wir das BA behalten können". In Bad Aussee sind die Taferln jedenfalls ein Thema. "Es stehen ja Wahlen vor der Tür", sagt Eidlhuber, "da kann man das schon runterimpfen, wie man sagt. Es ist Wahlkampfthema."

Möglich ist alles

Aufgekommen ist der Wunsch nach der Wiederaufnahme des BA erst durch die Einführung des Kennzeichens von KG in Klosterneuburg statt des TU. Ganz vorne dabei ist Franz Frosch (ÖVP), Bürgermeister von Bad Aussee, der Mitte September das Verkehrsministerium für die Entscheidung verantwortlich sah.

"Die gesetzlichen Regelungen sehen vor, dass am Beginn des Kennzeichens das sogenannte Behördenkürzel stehen muss. Dieses Kürzel muss der Behörde entsprechen, bei der das Auto zugelassen ist", heißt es aus dem Ministerium, und man verweist dabei auf die Verwaltungsreform in der Steiermark. "Möglich ist jedoch, dass in einzelnen Gebieten eine eigene Behörde eingerichtet wird." Das war in Klosterneuburg der Fall, heißt es. Und: "Auch in der Steiermark könnte das Land in Bad Aussee eine Behörde für die Zulassung von Fahrzeugen einrichten. Dann hätten die dort zugelassenen Fahrzeuge wieder das entsprechende Behördenkürzel." Rechtlich spreche aus Sicht des Klimaschutzministeriums nichts gegen die Einrichtung einer entsprechenden Behörde durch das Land Steiermark.

Im Land überlegt man nun, wie man mit dem Anliegen am besten umgeht, welche Behörden für eigene Kennzeichen geschaffen werden müssen. Und sie denken das nicht nur für Bad Aussee an, denn Fürstenfeld und Bad Radkersburg hat mit ähnlichen Wünschen schon aufhorchen lassen.

"Ich habe erst seit ein paar Tagen kein BA-Kennzeichen mehr", sagt Dieter Zand, der damit kein Problem hat. "Vielleicht ist es ganz gut, dem Ausseerland die Selbstverliebtheit ein wenig einzudämmen." (Guido Gluschitsch, 12.10.2023)