Game City
Moderne Spiele in altehrwürdigen Gemäuern. Ein starker, aber passender Kontrast im Rathaus.
ViennaPress / Andreas TISCHLER

Am Wochenende wird sich das Wiener Rathaus einmal mehr in die Spielehauptstadt Game City verwandeln. Unter dem Motto "Einfach spielen" werden von 13. bis 15. Oktober auf rund 15.000 Quadratmetern für ein paar Tage vor allem Kinder und Jugendliche von Joypad zu Joypad laufen, um die neuesten Videospiele auszuprobieren. Nach drei Jahren Pause – auch bedingt durch Corona – verspricht die Messe unter anderem Aussteller wie Nintendo, die das neuste Mario-Game kurz vor der offiziellen Veröffentlichung auf der Messe anspielbar zeigen.

Die Videospielbranche bietet aber weit mehr als einfach nur digitale Unterhaltung. Auch in Österreich steigt die Zahl an Menschen, die in dem Feld arbeitet – von der Entwicklung bis hin zur Ausbildung. Mehrere Fachhochschulen bieten mittlerweile Lehrgänge in den Bereichen Game-Design oder Programmierung an. Zahlreiche lokale Videospielstudios in der Bundeshauptstadt sind dankbar für diese Fachkräfte. Auch auf der Game City selbst werden einige Indie-Studios ihre Projekte vorführen, die Fachtagung Frog (Future and Reality Gaming) lädt zur Diskussion rund um das Thema und soll Interessierten mehr zu den Hintergründen von Videospielen erläutern. Aber auch E-Sport, also der sportliche Wettkampf in diversen Videospielen, ist am Wochenende Thema: Der heimische Verband ESVÖ wird ebenfalls auf der Game City sein und offene Fragen zu der Branche beantworten beziehungsweise an diversen Spielstationen ambitionierte Gäste gleich zum kompetitiven Spielen einladen.

DER STANDARD hat vorab einen Blick in die Community geworfen und nachgefragt, was die Faszination an Videogames ausmacht.

Eline Muijres: Entwicklerin freut sich über ernste Spielthemen

Eline Muijres
Eline Muijres ist seit Jahren in der heimischen Spieleentwicklung tätig.
privat

In der Spieleentwicklung zu arbeiten heißt, sich in ein dynamisches Umfeld zu begeben, das eine enge Verschränkung zwischen Technologie und kreativem Arbeiten darstellt. Es gibt so viele verschiedene Genres und sich laufend verändernde technische Entwicklungen, dass kein Projekt dem nächsten gleicht. Das macht es herausfordernd, aber gleichzeitig auch interessant und spaßig. Es geht auch um die kollaborative Arbeit ganz unterschiedlicher Bereiche und Menschen. Programmierer, Artists, Designer oder Projektmanager haben meist sehr unterschiedliche Lebensläufe, doch die Leidenschaft für Videospiele bringt sie alle zusammen. Es ist schön zu beobachten, dass es neben den typischen Actionspielen und Jump 'n' Runs auch immer mehr Spiele zu ernsten Themen gibt, etwa dem Elternsein, geschlechtlichen Identitäten, Rassismus oder auch Politik.

Natalie Denk: Bildungswissenschafterin für Gaming in der Schule

Natalie Denk
Natalie Denk leitet das Zentrum für angewandte Spieleforschung.
Donauuni Krems

Es ist höchste Zeit, dass digitale Spiele als Teil der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen einen fixen Platz in unserer Bildungslandschaft bekommen. Dies reicht vom didaktischen Einsatz von digitalen Spielen über das Thematisieren von Spielerfahrungen bis hin zur Umsetzung von Game-Design-Projekten in der Schule. Darüber hinaus gilt es auch der heutigen "Gaming-Kultur" Aufmerksamkeit zu schenken samt allen Phänomenen und Praktiken, die weit über das reine Spielen hinausreichen und sich durch aktive Partizipation in einer vom digitalen Spiel geprägten Medienlandschaft auszeichnen, Menschen online und offline zusammenbringen, unseren Alltag bereichern, aber auch Herausforderungen mit sich bringen können. Digitale Spielwelten, aber auch die Gaming-Kultur sind letztendlich (informelle) Lernräume.

Manuel Haselberger: E-Sport-Sprecher sieht Zuspruch aus der Politik

Manuel Haselberger
Manuel Haselberger arbeitet für den heimischen E-Sport-Verband.
Haselberger

E-Sport ist gekommen, um zu bleiben – auch in Österreich. Mittlerweile interessieren sich nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene für das kompetitive Spielen von Videogames. Die Early Adopter der frühen 2000er-Jahre sind nun bereits selbst erwachsen, haben Familien gegründet und tragen E-Sport in die Gesellschaft. Durch diesen Wandel sind auch zahlreiche österreichische Unternehmen auf den Zug aufgesprungen. Besonders seit 2017 erleben wir hier einen großen Aufschwung: neue Turniere, Ligen, Veranstaltungen und E-Sport-Teams gestalten seither die Szene. Die aktuellen Entwicklungen lassen optimistisch in die Zukunft blicken: Auch aus der Politik erhalten wir immer mehr Zuspruch. Förderungen, politischer Rückenwind und eine offizielle Anlaufstelle lassen E-Sport auch zukünftig wachsen und Österreich international mitspielen.

Nils: Elfjähriger will in der Games-Branche arbeiten

Junge spielt ein Computerspiel. 
Der elfjährige Nils ist begeisterter Gamer und Podcaster.
privat

Das erste Videospiel, das ich mit meinem Papa gespielt habe, hieß Sam & Max. Das fand ich sehr witzig, weil man verrückte Rätsel lösen musste. Da war ich sechs Jahre alt. Als ich acht Jahre alt war, haben wir eine Switch bekommen – da habe ich Mario Odyssee und Zelda für mich entdeckt, mit diesen riesigen Welten. Mit einem Freund habe ich vor einem Jahr einen Podcast über Computerspiele begonnen. Momentan spiele ich das neueste Zelda und Minecraft. In beiden Spielen baue ich am liebsten irgendwas Lustiges. Mit meiner Schwester und meinem Papa spiele ich auch regelmäßig, etwa Return to Monkey Island oder Mario Kart. Mit anderen gemeinsam spielen macht am meisten Spaß, finde ich. Später will ich mal bei Nintendo arbeiten, weil Computerspiele zu designen muss cool sein. (Alexander Amon, 11.10.2023)