Das Bild zeigt das Filmposter zur zweiten Staffel der Marvel-Serie
Die römischen Ziffern im Filmposter sollen verraten, dass der Hintergrund mithilfe eines KI-Bildgenerators erstellt worden ist.
Disney/Marvel

Disney+ dürfte mit einem Filmposter für die zweite Staffel der Marvel-Serie "Loki" ein Problem haben: Im Hintergrund ist eine spiralförmige Uhr zu sehen, deren Ziffern auf einen KI-Ursprung des Bildes hindeuten. Katria Raden, eine bekannte Illustratorin, lenkte die Aufmerksamkeit auf das Plakat und trat damit eine weitere Debatte in der Community los. Raden behauptete, das Design weise typische Anomalien künstlicher Intelligenz bei Symbolen auf, zum Beispiel abweichende Schnörkel, oder Artefakte anderer Symbole.

Der Vorfall tangiert ein breiteres Problem in der Kreativbranche: die mögliche Verletzung von Urheberrechten und die Verwendung von KI-generierten Bildern ohne entsprechende Erlaubnis. Die Sorge, dass die Werke von Künstlern ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung zum Trainieren dieser KI-Modelle verwendet werden, nimmt zu. Dass dabei die Rechte der Urheber verletzt werden, ist schon schlimm genug, es stellt aber auch noch eine Bedrohung für ihren Lebensunterhalt dar.

Shutterstock involviert

Zur Kontroverse kommt hinzu, dass besagter Hintergrund sehr starke Ähnlichkeiten zu einem Bild aufweist, das unter dem Titel "Surreal Infinity Time Spiral Space Antique" im Angebot des Stock-Anbieters Shutterstock zu finden ist. Diese Verbindung wurde von mehreren Nutzern auf X entdeckt. Auch KI-basierte Verifizierungswerkzeuge, die das Bild analysierten, identifizierten das Bild als KI-generiert.

Shutterstock, eine der bekanntesten Bilddatenbanken, hat an sich strenge Regeln gegen die Bereitstellung von KI-generierten Inhalten, solange sie nicht mit dem hauseigenen KI-Bildgenerator erstellt worden sind. Damit soll sichergestellt werden, dass das Unternehmen die Rechte am geistigen Eigentum an allen Inhalten auf seiner Plattform behält. Bilder, die mit den KI-Tools von Shutterstock erstellt wurden, sind ausdrücklich gekennzeichnet, damit die Nutzer wissen, woher sie stammen. Das Unternehmen äußerte sich jedoch nicht, als es von "The Verge" auf die Möglichkeit angesprochen wurde, dass besagtes Bild gegen seine KI-Inhaltsrichtlinien verstoße.

Das Problem der Kontrolle

Für Künstlerinnen und Künstler bleiben solche Fälle ein großes Dilemma. Für viele ist die Lizenzierung ihrer Werke bei Stock-Anbietern eine wichtige Einnahmequelle. Unternehmen wie Adobe oder auch Getty setzen sich zwar für die kommerzielle Verwertbarkeit von KI-generierten Inhalten ein. Wie dieses Beispiel offensichtlich zeigt, bleibt es aber fraglich, ob sie in der Lage sind, Einreichungen wirksam zu kontrollieren und zu entdecken, wenn sie gegen Richtlinien verstoßen

Ein möglicher Grund für den Vorfall ist Disneys Unkenntnis über den KI-Ursprung des "Übeltäters", da Shutterstock ihn nicht gekennzeichnet hat. Viele in der Community sind jedoch der Meinung, dass die Anomalien in dem Bild jedem erfahrenen Grafikdesigner hätten auffallen müssen, was zu Fragen über Disneys Fehlertoleranz führt.

Es ist nicht der erste Vorfall, bei dem Disneys Einsatz von KI-gestützten Tools unangenehm auffällt. Schon im Juni flammte eine ähnliche Kontroverser auf, in der Künstlerinnen und Künstler befürchteten, dass Tools sie künftig ersetzen werden. Dass der Vorspann der damals neuen Superheldenserie "Secret Invasion" mithilfe von KI erstellt wurde, brachte nicht nur scharfe Kritik, sondern auch Boykottaufrufe ein. (bbr, 10.10.2023)

Zur Nachlese:

Rekordstart für zweite "Loki"-Staffel

"Secret Invasion": KI-generierter Vorspann bringt Marvel-Serie scharfe Kritik ein