Am Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv warten Menschen auf Evakuierungsflüge aus Israel.
Am Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv warten Menschen auf Evakuierungsflüge aus Israel.
AFP/GIL COHEN-MAGEN

Wien – Eigentlich hätte eine Transportmaschine vom Typ Hercules C-130 des Bundesheeres am Mittwoch in Richtung Naher Osten starten und österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus dem Gebiet zurückholen sollen. Doch daraus wurde nichts. Mittwochabend wurde dann bekannt, dass die ersten Österreicherinnen und Österreicher aus Israel ausgeflogen wurden. An Bord befanden sich laut Angaben des Außenministeriums 83 Österreicherinnen und Österreicher sowie 15 Personen aus Israel, Deutschland, Spanien, Ungarn, den USA und den Niederlanden. Am Donnerstag Nachmittag soll eine vom Außenministerium gecharterte Maschine der Austrian Airlines die Evakuierten von Larnaka nach Wien bringen. Ein weiterer Evakuierungsflug aus Tel Aviv sei für Donnerstagmittag geplant.

Für die Weiterreise von Zypern nach Wien für wolle man für Donnerstag einen Charterflug organisieren, heißt es aus dem Außenministerium. Am Flughafen in Larnaka stehe ein Krisenteam bestehend aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der österreichischen Botschaft in Nikosia und Angehörigen des österreichischen Bundesheeres bereit. Auch für Notunterkünfte auf Zypern sei gesorgt. Ein weiterer Evakuierungsflug aus Tel Aviv sei für Donnerstag in Vorbereitung.

Beim Start der Hercules sei es im Passagierraum zu einer Rauchentwicklung gekommen, erklärt der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Bauer, im Gespräch mit dem STANDARD. Auf X schrieb Bauer, es sei ein "schwarzer Tag für das Bundesheer". Die 20-köpfige Mannschaft des Bundesheeres, die sich im Flieger befand, wurde medizinisch versorgt und auf mögliche Rauchgasvergiftungen untersucht. Die Techniker arbeiteten auf Hochtouren an der Behebung des Problems. Die Transportmaschine hätte über hundert Menschen nach Zypern bringen sollen. Von dort hätte die Heimreise selbst angetreten werden müssen.

Hercules "am Ende ihrer Nutzungsdauer"

Man habe im Laufe des Mittwochs nach Alternativlösungen gesucht, etwa die Rückholaktion mit anderen Flugzeugen durchzuführen, erklärte Bauer. Das "für solche Vorkommnisse geplante Backup mit gecharterten Zivilfliegern" solle aktiviert werden, präzisierte das Außenministerium. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) betonte, dass jedenfalls "niemand im Stich" gelassen werde. Seit Tagen sei man in Israel und Zypern im Einsatz, "um für die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher zu sorgen", hielt Tanner fest.

Das Verteidigungsministerium verwies auf das Alter der Maschinen. Die Hercules sei 1966 gebaut worden und werde seit 2003 vom Bundesheer betrieben, sagte Bauer. "Der technische Zustand und dass das System am Ende der Nutzungsdauer ist, ist bekannt."

Am Montag hatte das Außenministerium nicht die Notwendigkeit von Evakuierungsflügen für österreichische Staatsbürger aus Israel gesehen, da noch die Ausreise mit Linienflügen möglich und Grenzübergänge nach Jordanien offen waren. Am Dienstag war die Einschätzung bereits eine andere. Aufgrund der extrem angespannten Lage haben aus Sicherheitsgründen zahlreiche Fluglinien ihre Flüge nach Israel vorerst eingestellt. Kritik erntete das Außenministerium nicht nur dafür, dass die reisewilligen Personen nur nach Zypern und nicht nach Österreich gebracht werden, sondern auch für den späten Zeitpunkt der Evakuierung.

300 Personen wollen ausreisen

Der Andrang ist jedenfalls groß. Am Dienstag hatte Tanner noch von 150 Personen gesprochen, die aus Israel ausreisen wollen. Ihr Sprecher nannte am Mittwoch bereits eine Zahl von rund 300. In der Hercules-Maschine hätten laut Bauer 60 Personen Platz. An Bord wären zudem 20 Mitglieder des Bundesheers, einschließlich eines psychologischen Betreuungsteams, gewesen. Andere Länder wie Polen, Ungarn oder Rumänien hatten ihren Staatsangehörigen bereits zuvor Sonderausreisemöglichkeiten angeboten und ihre Bürger abgeholt und auch bis in die Heimat gebracht. Rund 8000 Österreicherinnen und Österreicher leben in Israel, mehr als 200 waren laut Außenministerium zum Zeitpunkt des Terrorangriffs als Reisende gemeldet. (Max Stepan, Michael Windisch, red, APA, 11.10.2023)