Wieder einmal eingeknickt. Oppositionspolitiker Benny Gantz, der nun eine Krisenregierung mit seinem Rivalen Benjamin Netanjahu eingeht, gilt in Israel als ein routinierter Militärtaktiker, aber eher unbedarfter politischer Stratege. Das zeigt sich auch jetzt nach seiner Einigung mit Benjamin Netanjahu, angesichts des Krieges in die rechtsreligiöse Regierung einzutreten.

Plakat Netanjahu und Gantz
Die beiden Rivalen Benjamin Netanjahu, hier auf dem Plakat links, und Benny Gantz sind nun Regierungspartner – gemeinsam mit Rechtsextremen.
REUTERS/AMMAR AWAD

Es ist eine verpasste Chance. In den Gesprächen der vergangenen Tage lag die Aussicht auf eine wahre Regierungsumbildung. Jair Lapid, Führer der stärksten Oppositionspartei, hatte seine Beteiligung an der Regierung an eine Bedingung geknüpft: raus mit den Rechtsextremen. Gantz, der laut Gerüchten seit Tagen nicht mehr mit Lapid gesprochen haben soll, hat es billiger gegeben. Nun sitzt er ausgerechnet in Zeiten höchster Eskalation in einem Boot mit jenen, die die Region noch weiter anzünden wollen.

Nicht, dass an dem Krisenkabinett alles schlecht wäre: Um weniger hitzköpfige Entscheidungen im Kriegsverlauf zu treffen, ist die Expertise des früheren Verteidigungsministers Gantz und seines Teams, zu dem auch der frühere Generalstabschef Gadi Eisenkot zählt, von Vorteil. Das ändert aber nichts daran, dass an den Hebeln der Staatskasse immer noch der Rechtsextreme Bezalel Smotritsch sitzt und dass die Polizei immer noch dem Rechtsradikalen Itamar Ben-Gvir untersteht. Die beiden haben durch ihre Hetze mitzuverantworten, dass wichtige Armeeeinheiten von der Gaza-Grenze abgezogen wurden, um jüdische Siedler im Westjordanland zu schützen. Gantz trägt das nun mit. (Maria Sterkl, 12.10.2023)