Wien – Der ORF erntet mit einer Ausgabe der "ZiB Zack Mini" heftige Kritik in sozialen Medien. In der Nachrichtensendung, die sich an Kinder richtet, versucht der ORF, den Krieg zwischen Israel und der Hamas zu erklären. Und zwar in möglichst einfachen Worten. Die Kritik auf Social Media lautet, dass wesentliche Informationen fehlen würden, was einer Verharmlosung oder Rechtfertigung des Gemetzels gleichkomme. Unerwähnt bleibt etwa, dass die Terrororganisation Hamas Israel das Existenzrecht abspreche oder dass die Hamas gerade ein Blutbad mit mehr als 1.000 Toten angerichtet hat.

Moderatorin Fanny Stapf.
Moderatorin Fanny Stapf: Ein Beitrag in der "ZiB Zack Mini" sorgt für heftige Reaktionen.
Screenshot/ORF-TVThek

Der ORF bedauert in einer Reaktion, dass beim Publikum der Eindruck einer Verharmlosung entstanden sein könnte. "Das war selbstverständlich nicht die Intention, der ORF benennt die Gräuel der Hamas in seinen Informationssendungen unmissverständlich." Der Beitrag wurde am Donnerstag zur Gänze aus der TVthek entfernt.

"Gefängnis unter freiem Himmel"

Moderatorin Fanny Stapf leitete den "ZiB Zack Mini"-Beitrag am Mittwoch mit einem Verweis auf die Mauer ein, die den Gazastreifen von Israel trennt. Die Menschen würden den Gazastreifen nicht verlassen dürfen. "Manche nennen Gaza deswegen auch Gefängnis unter freiem Himmel." Viele würden meinen, dass der Krieg gegen Israel nicht überraschend gekommen sei, "denn für die Menschen dort im Gazastreifen ist die Situation schon länger schwierig".

In dem Erklärstück ist die Rede davon, dass viele der zwei Millionen Bewohnerinnen und Bewohner des Gazastreifens in Armut leben würden. Die "Terrororganisation Hamas" habe im Jahr 2007 die Macht übernommen: "Seitdem ist Gaza noch mehr abgeschottet. Israel hat um das Gebiet nicht nur eine hohe Mauer gebaut, sondern außerdem eine Blockade eingerichtet." Das führe dazu, dass die Menschen aus Gaza nicht einfach ausreisen dürften. Weil die Situation so ausweglos sei, würden sich viele an die Hamas klammern und sich Unterstützung erhoffen, heißt es weiter.

Keine Angaben über Todesopfer

Im zweiten Beitrag wird thematisiert, wer die Verbündeten Israels und der Hamas seien. Die Hamas habe Verbündete auf der ganzen Welt, etwa den Iran. "Das Land liefert immer wieder viel Geld und Waffen an die Hamas im Gazastreifen." Auf der anderen Seite würden die USA Israel mit Geld und Waffen unterstützen, denn die Regierung der USA finde, dass die Hamas schuld am Krieg sei. Nicht erwähnt wird in den gesamten Beiträgen, dass die Hamas seit dem Wochenende Israel angreift und wie viele Tote der Krieg bereits gefordert hat.

Auf X, vormals Twitter, schreibt etwa Regierungssprecher Daniel Kosak: "Dass so ein einseitiger Beitrag im ORF auf Sendung gehen kann, ist für mich völlig unverständlich. Wie kann das passieren?"

"Falter"-Chefredakteur Florian Klenk kritisiert: "Das ist wirklich sehr daneben. Vielleicht hätte man den Kindern auch einfach mal erklären sollen, dass Hamas und Iran Israel vernichten und gerade 1.200 Juden ermordet haben?"

ORF bedauert und entfernt Beitrag

Der ORF hat den kritisierten Beitrag in der Zwischenzeit auch aus seiner TVthek entfernt. Versehen mit dem Hinweis, dass dieser Teil der Sendung aus "rechtlichen Gründen leider" nicht mehr gezeigt werden könne. In einer Stellungnahme an den STANDARD und in der TVthek bedauert der Sender, dass der Eindruck einer Relativierung entstanden sein könnte.

Der ORF schreibt: "Komplizierte politische Zusammenhänge und gewaltsame Bilder kindgerecht zu erklären gehört zu den schwierigsten Herausforderungen im Journalismus. Die 'ZiB Zack Mini' versucht und tut dies seit Beginn des Überfalls der Hamas auf Israel, weil dieses Thema selbstverständlich auch Kinder erreicht und bewegt. Sollte im angesprochenen Beitrag der Eindruck von Relativierung entstanden sein, dann bedauert das die Redaktion. Das war selbstverständlich nicht die Intention, der ORF benennt die Gräuel der Hamas in seinen Informationssendungen unmissverständlich. Um jedwede Missverständnisse zu vermeiden, hat der ORF den entsprechenden Beitrag aus den Online-Verbreitungswegen entfernt." (red, 12.10.2023)