"Ziemlich beste Feinde": So wurde das Verhältnis zwischen Apple und Google an dieser Stelle vor einigen Jahren charakterisiert. Während die beiden Unternehmen nach außen das Bild erbitterter Konkurrenten pflegen, profitieren sie in Wirklichkeit massiv voneinander. Das aktuelle Verfahren des US-Justizministeriums gegen Google liefert dafür nun ein geradezu perfektes Beispiel. Zeigt es doch auf, wie stark auch die finanziellen Interessen der beiden Firmen mittlerweile verwoben sind.

Sehr viel Geld

Dass Google sehr viel Geld für die Position der Default-Suche auf iPhones zahlt, dürfte mittlerweile bekannt sein. Wie sich nun herausstellt, ist dieser Betrag aber sogar noch höher als bisher angenommen, davon geht zumindest ein in dem Verfahren als Experte geladener Zeuge aus.

Apple und Google-Logo.
Google und Apple: im Gelde vereint.
REUTERS

Google zahlt laut den Zahlen der Finanzanalysten von Bernstein jedes Jahr zwischen 18 und 20 Milliarden US-Dollar an Apple, um diese Position zu behalten, berichtet "The Register". Das ist selbst für ein dermaßen profitables Unternehmen wie den iPhone-Hersteller eine signifikante Zahl. Entspricht dieser Wert doch rund 15 Prozent des gesamten Gewinns von Apple. Damit dürften die aktuellen Zahlungen sogar noch deutlich über den Schätzungen des US-Justizministeriums liegen, wo man bisher "nur" von zehn Milliarden ausgegangen war.

Widerspruch

Für das Verfahren ist all das äußerst relevant, immerhin geht es darin nicht zuletzt um die Frage, ob sich Google durch solche Zahlungen seine Suchmaschinendominanz quasi erkauft hat. Eine Einschätzung, die sowohl Apple als auch Google allerdings ablehnen. So hatte etwa Apples Chef des Servicegeschäfts, Eddy Cue, vor Gericht ausgesagt, dass Google schlicht die beste Option sei. Es gebe derzeit keine vernünftige Suchmaschinen-Alternative.

Das war nicht zuletzt ein Seitenhieb auf Microsoft. Der Windows-Hersteller hatte nämlich versucht, Bing als Default-Suche auf das iPhone zu bringen, und war laut Firmenchef Satya Nadella sogar bereit, ähnlich viel Geld wie Google dafür zu zahlen. Bei Apple biss man mit dieser Idee allerdings auf Granit, der iPhone-Hersteller winkte schnell ab, wie Nadella eingestand.

Auswirkungen

Eine Konsequenz des Verfahrens könnte jedenfalls sein, dass Googles Deals mit Firmen wie Apple, aber auch Mozilla untersagt werden. Das wäre für Apple unerfreulich, immerhin gibt man auch dort einen bedeutenden Teil des eigenen Gewinns ungern her, für Mozilla potenziell aber gar existenzbedrohend. Finanziert man sich dort doch bis dato fast zur Gänze über diesen Deal.

Ob das etwas an der Situation im Suchmaschinenmarkt ändern würde, ist allerdings längst nicht klar. So müssen Android-User in der EU infolge früherer Regulierung bereits aus einer Liste an Suchmaschinen wählen. An der Google-Dominanz hat das nicht das Geringste geändert. Insofern ist fraglich, ob ein solches Verbot wirklich ein taugliches Mittel wäre, um die Google-Dominanz in den Griff zu bekommen – so diese vom Gericht überhaupt als problematisch angesehen wird. (apo, 12.10.2023)