Waymo, San Francisco, Autonomes Fahren
Fahrerlose Autos des Google-Schwesterunternehmens Waymo in San Francisco.
APA/Getty Images/Justin Sullivan

Während in Europa noch über E-Autos und Ladestationen diskutiert wird, ist die Mobilität in Städten wie San Francisco an der US-Westküste schon ein paar Meilen weiter. Waymo, ein Schwesterunternehmen von Google, kündigte in dieser Woche an, seine autonom fahrenden Taxis in San Francisco schon bald auf rund 121 Quadratkilometern, praktisch der ganzen Stadtfläche, anbieten zu können. Eine andere Stadt, in der Waymos fahrerlose Autos bereits Personen kutschieren, ist Phoenix. Das Unternehmen will außerdem Los Angeles und Austin in Texas erobern. Neben Waymo ist Cruise der zweite große US-Anbieter von selbstfahrenden Autos.

Fahrersitz bleibt leer

Wie funktioniert der Fahrdienst für die Bewohnerinnen und Bewohner? In Phoenix kann jeder mitfahren, der sich per Waymo-App ein Taxi bestellt. In San Francisco gibt es hingegen eine Warteliste für autonome Fahrten. In den Autos, Marke Jaguar I-Pace, können bis zu vier Menschen Platz nehmen – nur nicht auf dem Fahrersitz. Dort sitzt niemand mehr. Im April hat Waymo seine fahrerlose Taxiflotte vollständig auf E-Autos umgerüstet.

Warum San Francisco ausgerechnet jetzt zum großen Testgebiet für Taxis ohne Fahrer wird? Im August hat die kalifornische Aufsichtsbehörde CPUC den Tech-Firmen erlaubt, in Stadtgebieten rund um die Uhr einen fahrerlosen Taxidienst anzubieten. Wenig später erlitt der Robotaxi-Anbieter Cruise, eine Tochter von General Motors, jedoch einen Rückschlag: Ein selbstfahrender Wagen kollidierte mit einem Feuerwehrauto, Cruise musste seine Flotte von Amts wegen verkleinern.

Skepsis

Ohnehin sehen nicht alle Stadtbewohnerinnen und -bewohner die automobilen Verheißungen mit Freude. Kritiker sagen, dass die autonom fahrenden Autos wegen Softwarefehlern bereits Einsatzfahrzeuge von Polizei, Rettung und Feuerwehr blockierten. Andere führen ins Treffen, dass durch die Tech-Unternehmen Waymo und Cruise Arbeitsplätze, etwa für Taxifahrer und andere Fahrdienstleister, verlorengingen.

Im Sommer protestierten Taxifahrerinnen und Taxifahrer in San Francisco gegen die fahrerlosen Fahrtendienste.
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Zukunftsmarkt

Das Beratungsunternehmen McKinsey prognostiziert dennoch, dass fortgeschrittene Fahrtassistenten bis hin zum autonomen Fahren "eine bedeutende Umsatzquelle für die Automobilindustrie" darstellen werden. Der Markt werde pro Jahr um 15 bis 20 Prozent wachsen und von derzeit rund 50 Milliarden Dollar auf 300 bis 400 Milliarden Dollar im Jahr 2035 wachsen, hieß es in einer McKinsey-Analyse zu Jahresbeginn. Der größte Teil des Umsatzes werde auf sogenannte Level-4-Funktionen entfallen, also das fahrerlose Fahren.

Auch der deutsche Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer schrieb kürzlich in einem Gastkommentar im STANDARD: "Die neue Welt des Autos erinnert an Apple- oder Samsung-Smartphones." Nicht die Hardware sei ausschlaggebend, sondern die Apps. "Software-Funktionen à la ChatGPT und autonomes Fahren, Reichweite und Ladezeiten der Batterie machen den Unterschied aus." (kap, 13.10.2023)